Ausstellung „Geschlossene Ateliers“ im Speicher II
Diesmal fällt der Hammer
Münster
Im Frühling werden die Türen geöffnet, im Winter geschlossen, und trotzdem sind Besucher sowohl beim „open house“ als auch bei den „Geschlossenen Ateliers“ willkommen.
Im Frühling werden die Türen geöffnet, im Winter geschlossen, und trotzdem sind Besucher sowohl beim „open house“ als auch bei den „Geschlossenen Ateliers“ willkommen. Die finden an diesem Samstag auf den weitläufigen und geräumigen Fluren des Atelierspeichers statt. Und diesmal gibt es zudem eine abendliche Auktion.
Die Künstler haben kleinere Arbeiten zur Verfügung gestellt, die es zu ersteigern gilt; ab fünf Euro geht’s los. Der Erlös geht an Münsters Straßenmagazin „draußen!“. Malte van de Water und Moritz Hagedorn hatten 2017 die Idee zu dieser selbstkuratierten Ausstellung. Die Künstler des Atelierspeichers plus einige Gäste stellen ausgewählte Arbeiten vor ihre Ateliers.
Durch die Auswahl erschlägt einen die Ausstellung nicht. Trotzdem ist das Spektrum breit und äußerst abwechslungsreich. Nadia Pereira Benavente überrascht mit Farbe: Ihren sonst eher monochromen Porzellan-Objekte hat sie zarte Täfelchen mit komplexen Farbmustern zur Seite gestellt, die aber nicht gemalt, sondern aufwendig zusammengefügt wurden.
Auf andere Weise verblüfft Robin Ortgies. Er legt nicht nur keramischen Schnee auf einen abgelegten Hammer, sondern hat in ein Eisengitter für den Betonguss eine kleine Mokkatasse „eingebaut“, so dass der Betrachter rätseln darf, wie das wohl geht.
Dafür macht Yoana Tuzharova jeden Smartphone-Nutzer staunen. Sie hat Touchscreens derart beleuchtet, dass nun die Wischspuren der Finger auf dem Glas wie Informel-Malerei wirken und Nutzern klar wird, dass sie jenseits technischer Zärtlichkeiten unbewusst gleichsam malerisch tätig werden.
Susanne Koheil und Günter Wintgens geben der Selbstreferenz, der unendlichen Schleife mit einer orangefarbenen Himmels- oder Hexentreppe aus Papier eine Form, auf der das Mantra „Ich bin Er“ bestempelt ist, was an das Gedicht „Irgendwer“ von Mascha Kaléko erinnert.
Schweren Beton fährt Kirsten Kaiser auf, die drei an Trolleys erinnernde Stein-Rahmen präsentiert, in deren farbig leuchtenden Innenseiten jeweils ein Wort steht: „Aim“ oder “Goal“, und damit hinterfragt sie die Ziel-Fixiertheit einer überwiegend effizienzorientierter Kultur.
Und immer wieder gibt es Gelegenheit für einen spielerischen Umgang mit der Kunst. Jin Soo Park zeigt gut drei Dutzend Zeichnungen mit klugem Witz. Ein Zeichenverzeichnis lädt zu Zuordnung der Titel ein: „Die gleichzeitig umgefallenen Streichhölzer“, „energisches Stroh“, „Butter kneifen“, „Seifenausdehnung“ . . .
Auch Peter Schumbrutzki bietet dem Spieltrieb Platz. Vor seinem Atelier können Besucher per Touchscreen eine 15.38 Minuten lange Komposition über Regler individuell modulieren; der Sound ertönt aber hinter der Tür, als säßen Sänger und Musiker dahinter.
Zum Thema
Die „Geschlossenen Ateliers“ sind am Samstag (14. Dezember) von 16 bis 22 Uhr im Atelierhaus Speicher II, Hafenweg 28. Die Kunstauktion beginnt um 20.15 Uhr.
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