Junges Sinfonieorchester spielt Rachmaninow und Schumann
Dorel Golan erntet mit dem Jusi Beifallsstürme
Münster
Bei Münsters studentischen Orchestern jagt ein Highlight das nächste. Und was das Junge Sinfonieorchester an der WWU am Mittwoch abfeuerte, war die hellste Leuchtrakete von allen.
Bei Münsters studentischen Orchestern jagt ein Highlight das nächste. Und was das Junge Sinfonieorchester an der WWU am Mittwoch abfeuerte, war die hellste Leuchtrakete von allen. Denn die „Jusis“ hatten (wie schon im Sommer 2016) die Pianistin Dorel Golan zu Gast, die seinerzeit mit Saint-Saëns brillierte. Und die israelische Virtuosin setzte noch einen drauf und hatte dem Orchester nun „Rachmaninow Drei“ vorgeschlagen, eins ihrer Lieblingsstücke – jenes „Elefantenkonzert“, das ebenso beliebt wie gefürchtet ist. Was Golan in der Aasee-Aula zelebrierte, war reine Liebesarbeit; von Furcht keine Spur. Da brachen im prall gefüllten Saal Beifallsstürme los. Dorel Golan konzertierte bereits in der Berliner Philharmonie und ist unter Zubin Mehta und Kurt Masur aufgetreten. Rachmaninows drittes Klavierkonzert kann sie auswendig, und das Zusammenspiel mit den Jusis unter der straffen Stabführung von Bastian Heymel klappte mit verblüffender, teils schlafwandlerischer Sicherheit. Auch die Pianistin geriet sichtbar in tranceähnliche Zustände – dorthin, wo Klavierspiel seine Fesseln sprengt und rauschhaft wird. Als wohne dem einmaligen Werk ein genialer Dämon inne, der von jenen Spielern Besitz ergreift, die es lieben.
Anfangs polierte Dorel Golan das Hauptthema noch mit damenhafter Eleganz. Wie beiläufig wurde der virtuose Zierrat aus dem Steinway gestreichelt. Kein schwerblütiges Ackern, nur tänzerische Leichtigkeit. So schwerelos hört man das selten. Und es dauerte bis zur tonnenschweren Solokadenz, bis der Tastendämon endgültig geweckt war.
Der brach dann im Finale wild hervor. Bei aller Rauschhaftigkeit blieb der Gesamteindruck einer subtil empfindsamen Interpretation. Und Dorel Golan ließ bei der Zugabe den Steinway erzittern, als wollte sie ironisch klarmachen: „Ihr fandet das ladylike? Ich kann auch donnern wie Rambo!“
Das Junge Sinfonieorchester hatte dieser d-Moll-Düsternis, die sich zur Sonne kämpft, Schumanns Vierte beigestellt – denn dort spielte sich Gleiches in gleicher Tonart ab. „Per aspera ad astra!“ – durch raue Pfade zu den Sternen. Bis auf kleine Unschärfen der Violinen im Kopfsatz gelang diese Vierte ebenso explosiv und bürgte damit für den hohen Standard, den das Orchester momentan bietet.
Zum Thema
Das Konzert ist noch einmal am Freitag (26. Januar) um 20 Uhr in der Aula am Aasee, Scharnhorststraße 100, zu hören. Eintritt frei.
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