Junges Sinfonieorchester der WWU musizierte
Echte Sensation zum Nulltarif
Münster
Nicht, dass es dem Jungen Sinfonieorchester an der WWU in der Vergangenheit an tollen Solisten gemangelt hätte – aber eine Pianistin wie Dorel Golan ist dann doch eine Sensation. Sie gilt als führend in der jüngeren Generation israelischer Musiker, ist bereits in der Berliner Philharmonie aufgetreten und konzertierte unter Zubin Mehta und Kurt Masur. Solch Kaliber erwartet man nicht in der Aasee-Aula zum Nulltarif! Das Publikum gab johlendes Zeugnis der Begeisterung.
Da waren gute Beziehungen von Dirigent Bastian Heymel im Spiel, da hatte das Junge Forum der deutsch-israelischen Gesellschaft mitgeholfen; und der sonst übliche Flügel wurde durch ein standesgemäßes Stück ausgetauscht. Das Orchester hatte übrigens sein Programm auf die Rivalität zwischen Deutschland und Frankreich im 19. Jahrhundert abgestimmt, die auch auf die Musik des Nachbarlandes durchschlug. Dass dann noch ein Rasen-Duell beider Länder in den Tagen um das Konzert herum ansteht, konnten die „Jusis“ natürlich nicht wissen …
Das zweite Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns ist eins von Dorel Golans Lieblingsstücken. Sie spielt den schwerblütigen, „bachischen“ Beginn nicht so dräuend, wie man ihn kennt, setzt auf Transparenz und lässt nur gelegentlich die Donnerbässe erzittern. Ku-rios: Gerade die tändelnden, oft seicht anmutenden Sätze zwei und drei macht sie zum Wesentlichen. Leicht wie auf Schmetterlingsflügeln huscht die Virtuosin übers Elfenbein – und es ist verblüffend, wie präzise das studentische Laienorchester unter Heymels klarer Stabführung hier mitzieht. Am Ende zeigt Golan nochmals ihre technische Brillanz, als sie Mozarts „Alla Turca“ im Tastenritter-Gewand eines Volodos und Say präsentiert (nebst eigener Bearbeitung). Die weiteren französischen „Diamanten“ (Moderatorin Yvonne Wasserloos) waren die d-Moll-Sinfonie von César Franck und die Suite „Pelléas et Melisande“ von Gabriel Fauré.
Die üppige, teils Wagner-nahe Pracht der Sinfonie gelang imponierend und mitreißend. Aber auch bei der subtil geknüpften Poesie von Fauré machten die Jusis wahrlich keine schlechte Figur.
Bei der Wiederholung des Konzerts wird die Musik dieselbe sein. Nur das EM-Halbfinale ist dann gelaufen.
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Am 8. Juli um 20 Uhr in der Aula am Aasee, Scharnhorststraße
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