Philipp Winterbergs ehrgeiziges Buchprojekt
Ein Kinderbuch in 124 Sprachen
Münster
Größe ist relativ. Das lernt Tamia, die Hauptfigur des Bilderbuchs „Bin ich klein?“, auf ihrer Reise durch eine bunt gestaltete Fantasiewelt mit großen und kleinen Lebewesen. Für den einen ist Tamia winzig, für den anderen dagegen riesengroß. Und wer beides ist, sei so genau richtig, meint Philipp Winterberg.
Die Nichte des Kinderbuchautoren inspirierte ihn bei der Entwicklung von Tamia, die von Illustratorin Nadja Wichmann liebevoll illustriert wurde. So konnte sich die kleine Nichte im September 2013 freuen, als das Buch pünktlich zu ihrem Geburtstag erschien. Neben der rein deutschen Version von „Bin ich klein?“ bietet er das Buch mittlerweile in 124 meist zweisprachigen Versionen an. Derzeit arbeitet Winterberg an weiteren Übersetzungen.
Der in Münster und in Berlin lebende Kinderbuchautor hat zuvor mehrere Bilderbücher veröffentlicht. Inspiriert durch eigene Reisen nach Namibia, Thailand oder Polynesien brachte er Bildbände für Kinder heraus, die sich durch ihre fotografischen Aufnahmen von anderen Bänden dieser Art unterscheiden. Er möchte mit altersgerechten Fotos zeigen, wie die Welt aussieht, und integriert Suchspiele, um die Kinder zum Mitmachen anzuregen.
Im Jahr 2014 veröffentlichte der 37-Jährige sein Kinderbuch „Drölf!“, eine Geschichte über Schlafschäfchen, die kleine Leser auf spielerische Weise an Zahlen heranführt. Sein Buch „Bin ich klein?“ befasst sich mit Aspekten wie Relativität und Selbstwert.
„Es ist zugleich mein neuestes und ältestes Projekt“, sagt der Autor. In über 100 Sprachen ist es schon übersetzt, darunter in Deutsch-Englisch, Deutsch-Französisch, aber auch Deutsch-Urdu, Deutsch-Hebräisch oder – seit August ganz neu – Deutsch-Tygrinya. Weitere Sprachen sollen laut Winterberg noch hinzukommen.
Unterstützung bei der Übersetzung holte sich der Autor anfangs bei Freunden und Bekannten, später bei Übersetzungsagenturen. Er achtet dabei auf den Einsatz kurzer Sätze, die von den Eltern nach Belieben ergänzt werden können.
2009 versuchte er erstmals, Bücher in mehreren Sprachen anzubieten, um Kinder möglichst vieler Nationalitäten zu erreichen. „Nicht immer hatte ich Erfolg damit“, erzählt der Autor. Besonders die Übersetzungen von Dialekten oder länderspezifischen Sprichwörtern stellte ihn vor große Herausforderungen. So habe ihn zum Beispiel ein Übersetzer höflich darauf hingewiesen, dass die Malediven zu den islamisch geprägten Ländern gehören. Und dass die Übersetzung der Textpassage „Du isst wie ein kleines Schwein“ (in seinem früheren Buch „Da rein, da raus!“) dort für Unmut sorgen könne.
Mittlerweile hat der 37-Jährige bereits rund 100 000 Familien weltweit mit Protagonistin Tamia begeistert. Nur wenige Bücher – die Bibel etwa oder Antoine de Saint-Exupérys Werk „Der kleine Prinz“ – waren zuvor für so viele unterschiedliche Nationen übersetzt worden.
Nicht einmal der Klassiker vom „Kleinen Prinzen“ deckte alle Länder der Welt ab. Winterberg dagegen hat dieses Ziel seit April erreicht, legt sich allerdings nicht fest, welche Lesergruppe er ansprechen will: „Ich möchte neben Kindern auch Eltern oder Großeltern erreichen“, sagt er.
Winterberg freut sich, wenn sogar Sprachschüler seine Bücher zum Lernen heranziehen oder Großeltern beim Vorlesen auf alte Lebensweisheiten stoßen.
Zum Thema
„Bin ich klein?“, Kinderbuch von Philipp Winterberg. CreateSpace Independent Publishing Platform, Softcover-Ausgabe 5,95 Euro, gebundene Ausgabe 14,90 Euro, ISBN-10:1492299065
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