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Sinfonieorchester Münster mit Paalanen

Eine Reise in die finnische Seele

Münster

Der finnische Musiker und Sänger Antti Paalanen war jetzt im Rahmen der MondayNightMusic II mit dem Sinfonieorchester Münster im Theater im Pumpenhaus zu hören. Mit seinem Kehlkopfgesang, Kompositionen, die in keine Schublade passen wollen, und meisterlichem Akkordeonspiel löste er im Zusammenspiel mit dem Orchester unter Golo Berg Jubelstürme aus.

Von Marco Schomacher

Antti Paalanen spielte mit dem Sinfonieorchester Münster im Pumpenhaus. Foto: Marco Schomacher

Unter den zahlreichen Figuren der finnischen Mythologie findet sich Väinämöinen, eine Kreuzung aus weisem Zauberer-Priester, Halbgott und vor allem Sänger im Besitz einer magischen Stimme. Und an eben diese Figur erinnerte in mancherlei Weise sein Landsmann Antti Paalanen, der am Montag im Rahmen der MondayNightMusic II mit dem Sinfonieorchester Münster unter Golo Berg im Theater im Pumpenhaus zu hören war. Mit seinem archaischen Kehlkopfgesang, Kompositionen, die in keine Schublade passen wollen, und meisterlichem Akkordeonspiel löste er gemeinsam mit dem exzellent musizierenden Orchester Begeisterungsstürme des Publikums aus.

In den Kompositionen Paalanens mischen sich Elemente aus Metal, Folk, Rock, Klassik, Minimal Music und viele mehr. Im Mittelpunkt steht – Finnland. Gerade die Natur des dünn besiedelten Landes dient Antti Paalanen als Inspiration für seine Texte. Da hört man klirrende Kälte, Frost, Herbststürme über weiten Feldern und wird mitgenommen in die Auseinandersetzung des Komponisten mit sich selbst in den Nächten des finnischen Winters. Das Ergebnis dieser Reise in sein Innerstes wirkt manchmal bedrückend, düster, mitunter wild und steht damit im Kontrast zu dem freundlich-feingeistigen Auftreten Palaanens, der mit Golo Berg humorvoll durch den Abend führte. Seine Musik will verzaubern. Als würde man Zeuge eines unbekannten Rituals – entstanden vermeintlich in Vorzeiten und gleichzeitig unfassbar modern.

Die Werke des Komponisten erklangen in Arrangements von Andres Reukauf, der es perfekt verstand, mit den Farben des Orchesters zu spielen und der die Musizierenden eine große Bühne für das Soloinstrument des Abends, das Akkordeon, bereiten ließ. Palaanens Spiel auf seinem liebevoll „Breathbox“ genannten Instrument faszinierte. Er lässt es atmen, seufzen, singen und schreien. Er befreit das Akkordeon aus dem Kontext der Shanty-Chöre, der Volks- und Straßenmusik und zeigt die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes auf. Das Sinfonieorchester ergänzte das finnische Programm des Abends mit Jean Sibelius’ Valse Triste und der wundervollen kleinen Suite „Pelimannit“ (Fiddlers) von Einojuhani Rautavaara.

Golo Berg, seinem Dirigat und den Musikerinnen und Musikern sah man die Freude an diesem ungewöhnlichen Programm und dem finnischen Gast an. Es gab stehenden Applaus.

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