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Junges Sinfonieorchester konzertierte

Expedition in neblige Welten

Münster

Das Junge Sinfonieorchesters an der WWU unter Bastian Heymel lüftete im jüngsten Konzert einige Nebel-Schleier. Wie das zuging, erklären wir hier.

Von Günter Moseler

Das Junge Sinfonieorchester Münster beim mitreißenden Konzert in der Waldorfschule Foto: Moseler

In der Musik ist das Gehörte oft nicht das Komponierte. Das Violinkonzert d-Moll op. 47 des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius klingt wie die improvisierte Expedition einer Violine durch ein von Nebel umflortes Orchester, in Johannes Brahms’ 2. Sinfonie D-Dur op. 73 schwelgt dagegen die Musik wie auf Wonneurlaub am Wörthersee. So fern jedoch war das Konzertmotto „Nebel.Schleier“ des Jungen Sinfonieorchesters an der WWU unter Bastian Heymel nicht, das beide Werke im Konzertsaal der Waldorfschule einer Visite unterzog.

In Sibelius’ Violinkonzert jenseits triumphaler Gesten ist das Orchester Stichwortgeber für nordisches Pathos, vom Solisten mit figurativen Manövern, höchsten Tönen und Doppelgriffketten pariert. Das Werk beginnt fast unhörbar, von leeren Quinten und Quarten wie in eisige Luft getaucht. Geheimnisvoll fädelte William Hagen die Melodie seiner Solovioline ein und entfaltete doch noble Intensität. Das heikle Wechselspiel zwischen Solist und Orchester in den tastenden Anfangstakten war ausbalanciert, der weitgriffigen Kadenz verlieh Hagen blitzende Rasanz.

Brahms’ Zweite zog in zügigen Tempi vorüber, die Streicher pflegten konzen­trierten Klang, der nie ins Ungefähre tendierte. Sanft koloriert entfalteten sich hier Phrasenverschiebungen, erschien im Kopfsatz das Grundmotiv des Hauptthemas als Dreh- und Angelpunkt der Komposition. Ungebremst stürzte man sich sodann in die abgründige Drastik der Durchführung. Ruhige Souveränität charakterisierte das „Adagio non troppo“. Dem flanierenden Grundton des dritten Satzes wich man ebenso wenig aus wie dem tänzerischen Impuls, der im Salto mortale zwischen Dur und Moll das Orchester passagenweise zu Attacken hinriss.

Im Finale fochten die Streicherbögen wie mit dem Degen um jede Kurve verschlungener Inspiration. Dass sich die Schönheit großer Musik höchster Kunstfertigkeit verdankt, wirkte in diesem Konzert wie in reine Natürlichkeit aufgelöst. Tosender Beifall!

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