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„Der Tatortreiniger“ trifft im Boulevard Münster auf skurrile Typen

Fleißig putzen, munter plaudern

Münster

„Der Tatortreiniger“ ist unterwegs. Auch im Boulevard Münster, wo er auf skurrile Typen trifft. Das kann ja heiter werden.

Von Arndt Zinkant

„Der Tatortreiniger“ Schotty (Erik Voss, M.) trifft bei der Arbeit auf seltsame Gesprächspartner (Eric Haug, Lena Fleddermann). Foto: Pittermann

Wenn bei Schotty das Handy klingelt, ertönt die „Tatort“-Titelmusik. Kein Wunder, der schlunzige Typ mit dem Hamburger Dialekt ist „Tatortreiniger“; einer, der nach einem Mord die blutige Hinterlassenschaft wegputzen muss. Eine skurrile Fernsehfigur, die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde und nun ihren Sprung auf die Bühne des Boulevard Münster machte; mit umjubeltem Premieren-Erfolg.

Boulevard-Chefin Angelika Ober (Regie) ist mit Fernseh-Adaptionen oft gut gefahren. Und wer wissen will, was den Fans daran so gefällt, kann es in dieser Adaption erleben: Denn sie kommt noch witziger daher als das launige Original. Wo Bjarne Mädel als TV-Schotty mit Minizopf und Schnauzbart eher trockenen Handwerksburschen-Witz serviert, reizt Erik Voß auf der Bühne noch süffiger jede norddeutsch genölte Pointe aus. Gleiches gilt für die tolle Performance der übrigen Rollen durch Lena Fleddermann und Eric Haug.

Um Mörderjagd geht es in den Drehbüchern von Mizzi Meyer nicht. Vielmehr um das skurrile Personal, das die Putzwege des „Tatortreinigers“ regelmäßig kreuzt. Wie in der ersten Episode die kesse Prostituierte Maja (Lena Fleddermann), die mit einem just gemeuchelten Krawattenverkäufer ein „Date“ hatte. Da kommt es zwischen den zwei Außenseitern zu tapsigen Annäherungsversuchen und skurrilen Dialogen.

Noch schriller kann Fleddermann in der zweiten Episode auftrumpfen, in der sie eine naive C-Prominente aus der Casting-Show „Deutschlands Super-Patriot“ darstellt, einer galligen Anspielung auf das TV-Dschungelcamp. Eher philosophisch kommt die dritte Episode daher. Hier muss Schotty die Wohnung eines exaltierten Schriftstellers (Eric Haug) säubern, der bei jedem Geräusch aus der Haut fährt. Und der sinniert, dass doch jeder Mensch „Spuren“ hinterlassen wolle, im Gedächtnis der Nachwelt, während Schotty andere Spuren beseitigt. Am Ende findet der Feingeist Inspiration in der Person des Putzprofis. Und sogar in dessen Pausen-Wurstbrot.

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