Kammermusik in der einstigen Bahnhofspost
Flötentöne am Paketschalter
Münster
Großes Finale bei der Zugabe: Fantastisch wirbelt die Blockflöte, die Mandoline kontert rockig. Streicher und Basso Continuo liefern die tiefen und mittleren Stimmen dazu. Die Zuhörer überschütten die jungen Musiker mit Beifall.
Blockflötistin Elisabeth Champollion und das Ensemble Concerto Foscari mit seinem Leiter, dem Mandolinisten und Lautenisten Alon Sariel, brachten am Donnerstagabend die Pakethalle der alten Bahnhofspost zum Brodeln. „Es ist ein Experiment am gefährlichsten Ort Münsters“, sagt Dr. Susanne Schulte von der Gesellschaft zur Förderung der westfälischen Kulturarbeit (GWK) schmunzelnd – bezogen auf das schlagzeilenträchtige Bahnhofsviertel. Doch das Publikum genoss die Akustik des ungewöhnlichen Raumes.
Elisabeth Champollion und Alon Sariel standen an diesem Abend auch gemeinsam als Solisten auf der Bühne. Das Doppelkonzert für Blockflöte, Mandoline und Streicher von Johann Gottlieb Graun war von Sariel bearbeitet worden, der den ursprünglichen Mandolinenpart spielte. Der punktierte Rhythmus brachte schon zu Beginn eine fröhliche Stimmung in die mit blauen Designersitzmöbeln eingerichtete Schalterhalle.
Sariel hat ein homogenes und virtuoses Ensemble um sich geschart. Georg Philipp Telemann hat es ihm derzeit sehr angetan: Eine CD mit Musik des barocken Erfolgskomponisten hat er unlängst vorgelegt. Im Konzert gab es zu Beginn die Suite für Blockflöte und Streicher (TWV 55:a2) – flott und fröhlich, präzise und kein bisschen verstaubt: virtuose Flötentöne ohne Ende. Das Violinkonzert in Fis-Dur hatte Sariel zum Mandolinenkonzert gemacht, es wurde technisch makellos musiziert. Eine solche Bearbeitung hätte Telemann gewiss lächelnd akzeptiert.
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