1. www.wn.de
  2. >
  3. Münster
  4. >
  5. Kultur
  6. >
  7. Frau kann es nicht oft genug sagen

  8. >

Maria Renee Morales Garcia zeigt im Wewerka-Pavillon „Think Of Her“

Frau kann es nicht oft genug sagen

Münster

Maria Renee Morales Garcia ist 22 Jahre jung. Erstaunlich, dass ihre Installation im Wewerka-Pavillon auf höchst traditionelle, im Westen in Vergessenheit geratene Kulturtechniken zurückgreift.

Gerhard H. Kock

55 Foto: Gerhard H. Kock

Maria Renee Morales Garcia ist 22 Jahre jung. Erstaunlich, dass ihre Installation im Wewerka-Pavillon auf höchst traditionelle, im Westen in Vergessenheit geratene Kulturtechniken zurückgreift. Zudem verweist die Künstlerin auf ein ebenso intimes wie intensives Verfahren, das in Zeiten von „einzigartig“, „einmalig“ und „sensationell“ anachronistisch erscheint: die Wiederholung.

Dabei ist die Wiederholung „Die Mutter des Lernens“ oder für Lateiner: Repetitio est mater studiorum. Und die Betrachter der Installation „Think Of Her“ im Wewerka sollen sich etwas (im besten Fall gebetsmühlenartig) vergegenwärtigen und verinnerlichen: die Kraft der Frauen.

Maria Renee Morales Garcia kommt aus Guatemala. Dort sitzen Frauen noch zusammen und beten den Rosenkranz. Und auch im islamischen Bahrein, wo sie zehn Jahre gelebt hat, sah sie Menschen mit Gebetsketten. Jenes persönliche Erlebnis einer spirituellen Verbindung untereinander, die kulturübergreifende Beobachtung hat Garcia inspiriert, eine gleichsam von Religion unabhängige, übergreifende Arbeit über Frauen zu machen, die ihr in ihrem Leben Stärke vermittelt haben. Denn Gebetsketten gibt es im Islam, Buddhismus und Christentum. Allen gemein ist, dass oft Frauen Träger dieser Gemeinschaft und Kultur sind.

Garcia hat die Anzahl der Kugeln vom Rosenkranz entlehnt; ohne Kreuz und die ersten vier Anhänger-Perlen sind es 55. Und 55 Kugeln aus Keramik hat die Künstlerin geschaffen. Eine jede ist gut drei Kilo schwer, so schwer wie ein Baby. Für jede Kugel gibt es ein „Gesätz“: fünf Verse, von denen sich drei gleichen und zwei die jeweilige Leistung der angesprochenen Frau würdigen. Auf Stoffbahnen gedruckt schweben die Worte in fünf Wellen über den Kugeln durch den Pavillon.

Denn die Arbeit „Think Of Her“ ist eine Hommage an Frauen, die eine prägende Rolle im Leben der Künstlerin gespielt und deren Geschichten sie bewegt und inspiriert haben. Kämpferische Frauen wie Maya, Meena oder Marianne, die für Gleichheit und Freiheit oder gegen Ungerechtigkeit kämpfen oder gekämpft haben.

Die Arbeit erinnert und gemahnt an ein Ziel und eine Aufgabe: Denn mit Handlungen ist es wie mit dem Lernen. Veränderung geschieht nur durch Wiederholung. Maria Renee Morales Garcia bringt hier die starken Frauen ins Spiel, sucht die innere Verbindung zu deren Stärken, zeichnet damit die weiteren Wege vor, die sich Frauen in allen Religionen, in der ganzen Welt noch durch den Dschungel von Tradition, Gewohnheit und Bequemlichkeit bahnen müssen. Frauen sind stark. Man kann es nicht oft genug sagen . . .

Die Ausstellung im Wewerka-Pavillon am Aasee wird am Dienstag (21. Januar) um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung übernimmt Prof. Mariana Castillo Deball (Kunstakademie Münster).

Startseite