Filmmusik von Benjamin Pfordt
Geniale Klangfarben
Münster
Der Stummfilm „Die verlorene Welt“ von 1925 lief am Samstag im Schloßtheater. Das Filmorchester Yoshiwara unter der Leitung von Federico Ferrari spielte dazu live die Uraufführung einer neuen Filmmusik von Benjamin Pfordt. Ein herausragender Abend.
Kanufahrten ins Ungewisse, geheimnisvolle Aufzeichnungen eines verschollenen Forschers, waghalsige Kletterpartien, dazu ein Vulkanausbruch und Dinosaurier: „Die verlorene Welt“ von 1925 spiegelt das Interesse an Abenteuerlust und Forscherdrang des Kinopublikums seiner Zeit wider. Der US-amerikanische Stummfilm nach einem Roman von Sir Arthur Conan Doyle war am Samstag im Schloßtheater zu sehen. Ein außergewöhnlicher Abend, denn das Filmorchester Yoshiwara unter der Leitung von Federico Ferrari spielte dazu live die Uraufführung einer neuen Filmmusik von Benjamin Pfordt.
Auf der Leinwand sorgt die umstrittene Behauptung eines exzentrischen Wissenschaftlers für einen Tumult. Lebende Dinosaurier im Amazonas? Professor Challenger will sich doch nur wichtigmachen! Davon ist die feine Londoner Gesellschaft überzeugt. Also macht sich eine zusammengewürfelte Gruppe Freiwilliger selbst auf den Weg, mit dem Abenteurer Sir John Roxton, Paula White auf der Suche nach ihrem vermissten Vater und mit dem Journalisten Ed Malone, der seinen Schwarm Gladys beeindrucken will. Vor der Leinwand im Kinosaal beeindruckte das Orchester mit einer perfekt auf das Filmgeschehen abgestimmten Musik. Komponist Benjamin Pfordt saß selbst am Klavier.
Zu Beginn der Vorstellung hielt er ein dickes Notenbuch aus der Zeit des Stummfilms hoch. „Wenn der Pianist früher nicht genug Zeit zur Vorbereitung hatte, griff er auf so eine Sammlung zurück, schlug den gewünschten Effekt, beispielsweise „Gruselszene“, im Register nach und konnte so eine passende Begleitung liefern.“
Am Samstag spielten neun Musikerinnen und Musiker. Mit Blechbläsern, Streichern, Saxophon, Klavier und Schlagzeug verfügt das Orchester über eine große Palette von Klangfarben. In Dschungelszenen imitieren die Streicher und Bläser Vogel- und andere Tierstimmen. Die Partitur ist perfekt auf das Geschehen im Film zugeschnitten. Die Musik enthält stilistische Elemente aus der Entstehungszeit des Films, beispielsweise Anleihen aus Ragtime und Swing, aber auch Zitate aus modernen Filmmusiken. Man fiebert richtig mit, etwa wenn die ersten Urviecher auf der Leinwand erscheinen, durch einen Trommelwirbel angekündigt. Dank Federico Ferrari am Dirigierpult erklang alles genau zur richtigen Zeit und mit der richtigen Atmosphäre. Genial!
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