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Rosa Latour präsentiert ihren Abend „8 femmes“

In diesen Liedern läuft das Leben flott

Münster

Soll man das Leben leicht nehmen? Frankreich hat darauf eine Antwort: „Non, je ne regrette rien“ (Nein, ich bereue nichts). Niemand hat das mit derart herzzerreißend siegesgewisser Melancholie gesungen wie die göttliche Edith Piaf, der „Spatz von Paris“. Es gehörte zu den Stärken des Abends „8 femmes“ von Rosa Latour, mit souveränem Laissez-faire noch dort zu agieren, wo jene retrospektive Tendenz unüberhörbar wurde, wie in Charles Trenets „Que reste-t-il de nos amours“ (Was bleibt denn noch von unserer Liebe). Die Künstlerin interpretierte diese fantastische Musik mit charmanter Eleganz und Intensität, begleitete sich dabei höchstpersönlich und zeigte sich furchtlos noch mitten im Fauxpas: „Nee, wir wollen ja nichts aus der Geschichte auslassen“, rief sie nach einer kleinen Gedächtnislücke – und begann tadellos noch einmal.

Günter Moseler

Rosa Latour sang und begleitete sich selbst am Keyboard. Foto: Moseler

Im atmosphärischen „Angelissimo“, dem „Italienischen Café“ stapelten sich die Zuhörer, auf den Regalen drängelten sich dunkelrote Flaschen. Es wurde eine Reise vom klassischen Chanson zur klassischen Jazzballade, zum klassisch-freakigen „Life­ of Mars“ von David Bowie – auch einen kleinen Abstecher zum Bossa Nova verschmähte die Sängerin nicht.

„8 Frauen“ tauchten in Latours Programmtitel auf – aber es sind eigentlich ein paar mehr. Denn zu den Besonderheiten des Abends zählten die „8 Frauen“ der gleichnamigen französischen Kriminalkomödie ebenso wie das ohrwurmverdächtige „Unexpected“ von Latours australischer Freundin Shanya Stewart, Joni Mitchells „For free“, Anna Depenbuschs „Astronaut“ oder auch eigene Stücke („Nur mal eben weg“). Das Leben läuft flott in diesen Stücken, auch wenn etwa der rachitische Diskant des Keyboards nicht immer alle Träume erfüllte. Latours Stimme war nach kleinen internen Warm-ups überaus präsent und konnte frei ausschwingen, ihr eigenes „Madame Bond“ besaß Verve genug für kurvenreiche Verfolgungsjagden.

In Jacques Datins „Dans ma rue“, der Geschichte eines Mädchens, das seine Elendsbiographie erzählt und den Tod herbeisehnt („In meiner Straße gibt es Engel, die mich mitnehmen“), schleicht die Einsamkeit wie eine Schlange – und doch beließ Latour der Figur eine Art seelischer Unversehrtheit.

Eine Art Sahnegefühl durchzog Frank Vogels „In den Tag hinein“ („Leben kann einfach sein, träum’ ich mich in den Tag hinein“) und „Toi jamais“, das Filmkrimi-Diva Catherine Deneuve trällert, besaß an diesem Abend besonderen Reiz.

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