Elke Seppmann auf Youtube
In Walstedde ist einer vom Rad gefallen
Münster
Die Sonne „malt“ im Schnee, die Künstlerin lässt Schützenköniginnen strahlen, und alles begann mit einem Bericht in der Zeitung.
Es ist nicht perfekt. Das macht es so sympathisch. Und kurzweilig ist es zudem. Elke Seppmann stellt seit genau einem Jahr kleine Youtube-Clips auf ihren Kanal: „Ich mache alles in Eigenregie.“ Vom Smartphone bis zum Videoguru, also von der Aufnahme bis zum Schnitt – und das Ergebnis ist respektabel. Seppmann gewährt höchst unprätentiös Einblicke in ihr künstlerisches Arbeiten und ihr Privatleben.
Wie der Vater seine goldene Armbanduhr gegen einen amerikanischen Straßenkreuzer tauschte und die Elfjährige fortan mit der Familie im geräumigen Kaiser-Frazer Baujahr 1951 Ausflüge machte und die Grundlage für eine Leidenschaft legte: Camping. So erklärt sich, warum in vielen Arbeiten Seppmanns der Caravan eine Rolle spielt. Oder sie in einem Bilder-Sketch einen Wohnwagen mit doppeltem Daumen baden gehen lässt: Ein Film-Daumen drückt das „Kino“, ein Bilderbuch-Daumen bedient unheilvoll die Rangierhilfe am Wohnwagen, „Mover“ heißt dementsprechend diese Arbeit.
Verblüffende Ansichten erfährt der Zuschauer, zum Beispiel, dass die Künstlerin von Schützenfesten begeistert ist. Das Generationsübergreifende gefalle ihr. Sie habe beobachtet: „Schützenköniginnen haben etwas unglaublich Strahlendes.“ Und sie vermutet, dass hier der Prinzessinnentraum gelebt wird. Seppmann hat Porträts realer Königinnen aus Walstedde auf Wimpel gemalt, die zum großen Feste aufgehängt werden. Ferner prangt an der Brennerei Eckmann Seppmanns 14 Meter langes Schattenbild einer Schützenfest-Gesellschaft. „Beim Malen hat es einen regelrechten Aufruhr im Dorf gegeben“, erzählt die Künstlerin: „Es ist sogar einer vom Fahrrad gefallen.“ Dem sei aber zum Glück nicht viel passiert.
Die Künstlerin weiht ihre Zuschauer auch in Experimente ein wie den Blaudruck. Bei dieser Cyanotypie belichtet die Sonne das Bild. Seppmann legte ihre Bilder in den verschneiten Februarfrost. Ein Fazit: „Ich glaube, meine nächsten Experimente dieser Art verlege ich in den Sommer.“
Auf die Idee mit den Videos ist Seppmann gekommen, als das Klarastift in dieser Zeitung darum bat, den isolierten Senioren Postkarten, Whatsapp-Fotos oder andere Lebenszeichen aus der Außenwelt zu schicken. Weil Seppmann an der Universität in der Reihe „Last Exit Kunst“ Vorlesungen gehalten hat, wusste sie, dass Einblicke ins Künstlerleben von großem Interesse sind. Anfangs schickte sie die Filmchen lediglich ins Altenheim. Die große Freude dort bewog sie, auch den Rest der Welt daran teilhaben zu lassen. Themen hat Seppmann aus 40 Jahren künstlerischer Arbeit überreichlich. „Ich will das Filmen noch eine Weile weiter verfolgen, vielleicht auch für immer. Es macht mir einfach großen Spaß.“ Und das merkt man.
Der Kanal ist auf Youtube unter dem Stichwort Elke Seppmann zu finden.
Startseite