„A Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams in Münster
Klanggewaltige Lebensreise
Münster
Die Seefahrernation, die am Wochenende ihren König krönte, wird in der „Sea Symphony“ von Ralph Vaughan Williams beschworen. Aber das Werk hat auch andere Facetten, wie die Aufführung in Münster klingend bewies.
Der bewegendste Moment geschah im vierten Satz: Hat Ralph Vaughan Williams doch hier ohnehin die Klangmassen seiner „Sea Symphony“ reduziert. Und nun erhoben sich, zart und fragend, über den Köpfen der Zuhörer die Frauenstimmen mit der Passage „Wherefore unsatisfied soul?“ (Warum, unbefriedigte Seele?). Nicht nur ein interessanter Effekt, den Dirigent Martin Henning in Münsters St.-Lamberti-Kirche hier erzeugte. Sondern auch ein sprechender Hinweis auf den Sinn des pompösen sinfonischen Erstlings von Vaughan Williams: Da schwelgt nicht nur jemand zu den Texten Walt Whitmans vom Glanz der britischen Seefahrernation, sondern thematisiert gleichermaßen die Lebensreise des Menschen in Gottes Universum. Auch ein Grund, das oratorische Werk im sakralen Raum aufzuführen.