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Drama nach Stephen King

Lebensbeichte einer Mörderin

Münster

Eine Szene wie aus einem US-Krimi: In kariertem Hemd und derber Arbeitskleidung sitzt Dolores Donovan dem zuständigen Leutnant Garrett Thibodeau auf der Polizeiwache gegenüber und wehrt mit dem Arm das Kameralicht ab, als das Verhör beginnt. Dann stellt sie unmissverständlich klar: „Ich habe dieses Miststück Vera Donovan nicht umgebracht!”

Isabell Steinböck

Dolores (Beatrice Paul) macht Ehemann Joe (An­dré Ferreira Gonzalez) betrunken. Foto: Isabell Steinböck

Was folgt, ist keine Vernehmung, sondern eine Lebensbeichte. Haushälterin Dolores ist tatsächlich eine Mörderin, nur dass sich die Gewalt nicht gegen ihre Arbeitgeberin richtete. Wen sie ermordete und wie es dazu kommen konnte, will sie erklären. Und so nimmt die burschikose Frau dem melancholisch-ernsten Leutnant (Markus Sasse) das Heft aus der Hand und erzählt. In Rückblicken entspinnt sich eine Tragödie, die nur Verlierer kennt . . .

David Joss Buckleys Drama „Dolores“, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Stephen King, ist als harter Stoff eine Herausforderung für die Amateurbühne Münster-Ost. Aufgelockert durch ironisch-sarkastische Momente, kam das Stück unter der Regie von Marion Isken und Christian Neuhaus im Pfarrer-Eltrop-Heim als beklemmendes Kammerspiel zur Premiere.

Frank Peters und Philipp Hülsmann haben die Bühne über zwei Ebenen konstruiert und machen so die Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart plastisch. In gekürzter Version stellt das sechsköpfige Ensemble brisante Themen wie sexuelle Unterdrückung, körperliche Gewalt und damit verbundene verzweifelte Befreiungsschläge ins Rampenlicht. Über zwei Stunden gelingt es den Laiendarstellern, die Spannung zu halten und ihren Figuren Profil zu verleihen, allen voran Beatrice Paul, die als Dolores beeindruckende Textsicherheit beweist. An­dré Ferreira Gonzalez alias Ehemann Joe steht als verkommener Prolet auf der Bühne. Adrienne Hadamus mimt die gebrochene Tochter, Michael Eickelpasch spielt einen Banker mit Herz. Beate Isken-Göttfert stellt als Hausherrin Donovan eine zwiespältige Persönlichkeit dar, wenn sie Dolores schikaniert, sich jedoch bald mit ihr gegen den despotischen Ehemann verbündet („Manchmal ist ein Unfall der beste Freund unglücklicher Ehefrauen“). Dass sie vor allem als Freundin auf der Bühne steht, von Dolores jedoch bis zum Schluss beschimpft wird, irritiert in dem sonst dramaturgisch stringent aufgebauten Drama. Großer Applaus für eine gelungene Ensemblearbeit.

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