Stephan Us erklärt Beton zu Kunst am Ludgerikreisel
Leerer Sockel ist jetzt „Skulptur 36“
Münster
Die Skulptur-Projekte wachsen – zumindest inoffiziell: Ein leerer Platz vor dem Stadthaus zwei am Ludgerikreisel wurde gestern zur „Skulptur 36“ der drei Monate andauerten öffentlichen Ausstellung.
Seit den 1960er Jahren standen dort die Bronzeskulpturen „Magd mit Ochse“ und „Bauer mit Pferd“ beinahe versteckt hinter einem Bauzaun, berichtet der Künstler Stephan Us. Zu den Skulptur-Projekten 1987 stellte der Konzeptkünstler Rémy Zaugg sie an ihren angestammten Ort zurück – auf den Ludgerikreisel. Zaugg sagte, er habe der Stadt einen „neuen, freien Platz gegeben“.
Eine Seltenheit heutzutage, findet Us. Mittlerweile sei der öffentliche Raum „fast flächendeckend“ kommerzialisiert. Die Politik bestimme größtenteils darüber, was für Skulpturen erlaubt sind und welche nicht. Skulpturen von unbekannten Künstlern werden oft entfernt.
"Nomadisches Niemandsland" wird Nummer 36
Jener Platz am Stadthaus zwei blieb leer. Jetzt ernennt Us ihn zum Kunstwerk. Sein „Nomandic No Man’s Land“ (zu deutsch „Nomadisches Niemandsland“) ist die inoffizielle Nummer 36 der Skulptur-Projekte 2017. Nomaden sind in Bewegung, so sollte es auch mit den Skulpturen sein, sagt der Künstler. Der Untertitel lautet deswegen „Auflösung und Entfernung der Skulptur-Projekte-Sammlung im öffentlichen Raum Münsters bis 2027“.
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Künstler fordert Entfernung der älteren Skulpturen
Die Begründung: Mit Skulptur-„Projekten“ habe die derzeitige Ausstellung, in Münster nicht mehr viel gemein, findet Stephan Us. Denn Projekte seien Prozesse – etwas verändert sich. Viele der Skulpturen seien jedoch abgeschlossen, meint der Münsteraner. Sie gehören zum Imagebild der Stadt, gehörten zu den vorangegangenen vier Skulptur-Projekten. „Man kann auch keine neuen, aussagekräftigen Experimente durchführen, wenn permanent ein alter Bodensatz im Reagenzglas ist.“
Dieser „alter Bodensatz“ müsse entfernt werden, fordert der Künstler, wenn es wirklich nach dem Konzept der Skulptur-Projekte gehe, Kunst nur 100 Tage lang in Münster wirken zu lassen. „Auch, wenn das weh tut.“
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