„Offene Zweierbeziehung“ feiert Premiere im Bühnenboden
Nebel statt Rosen
Münster
Zum Schluss erklang Hildegard Knefs Wunsch nach regnenden Rosen, doch es gab nur Nebel, der die zermürbende Zweisamkeit des affärengeplagten Ehepaares verhüllte. Dafür regnete es anschließend Blumensträuße vom Premierenpublikum mit starkem Applaus und Bravorufen im Kleinen Bühnenboden an der Schillerstraße. Konrad Haller hat in Personalunion Regie, Kostüme und Bühnenbild gemanagt. Johanna Albrecht-Wandelt und Johannes Drees spielen eine Stunde lang konzentriert den alltäglichen Ehewahnsinn.
Sie sprechen deutlich und streiten heftig, führen ein Eheleiden ad absurdum auf der Bühne. Da gehört „blöde Kuh“ noch zu den harmlosen Attributen. Doch so richtig zerfleischen sie sich nicht. Zwischendurch betonen sie immer wieder das Spiel im Spiel, der Abstand bleibt. Doch vielleicht macht dieser die totale Ehezerrüttung noch perfider. Drees kommt nicht wirklich wie der Grand Charmeur oder Playboy daher, da nimmt man seiner Schauspiel-Ehefrau schon eher ihre Professoren-Affäre mit nuklearem Kick und rockiger Gitarrenmusik ab.
Offene Zweierbeziehung ist das Zauberwort der beiden – ohne sich vorher wirklich darauf zu einigen, in welche Richtung diese offen sein sollte. Das Bühnenbild ist karg. Statt kuscheliger Wohnzimmercouch müssen vier Stühle und eine rote Fleecedecke herhalten. Zwei Sonnenblumen machen die Atmosphäre auch nicht heimeliger. Schnaps wird reichlich eingeschenkt, um all dieses Ehe-Terror-Momente inklusive Selbstmordversuche zu überstehen. Das Ende lässt Raum für Spekulationen beim Publikum: Wer ist das Opfer?
Dieses Stück hält den Zuschauern den Spiegel vor und macht, trotz aller Komik, nachdenklich und schwingt in den Köpfen nach. Als mittendrin das Wolken-Bild vom Bühnenvorhang fällt, passt diese Panne bestens ins Stück. Der blaue Ehehimmel ist da natürlich längst zusammengebrochen.
Zum Thema
Die nächsten Vorstellungen laufen am 1. und 3. Dezember. | www.derkleinebuehnenboden.de
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