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Jugendstück „Rausch“ im Theater Münster uraufgeführt

Neue Erfahrungsräume für alle Sinne

Münster

Es geht nicht um Alkohol oder Drogen! Sondern um „Räusche“ und tiefe Gefühle, die das Leben in Fülle bereithält und auslöst. In der Musik, in der Natur, beim Tanzen. Das alles und noch mehr ist Thema der neuen Jugendtheater-Produktion „Rausch“, die jetzt in Münster uraufgeführt wurde.

Von Helmut Jasny

Das Ensemble des Jugendstücks „Rausch“ bittet das Publikum in neue Erfahrungsräume. Foto: Sinja Hasheider

Es geht um Rausch und nicht um Räusche, das machen die Performerinnen gleich klar. Man denke also nicht an Bier, sondern an Gefühle, wie sie beispielsweise beim Anblick gewaltiger Berge entstehen. Oder wenn man beim Tanzen eins mit der Musik wird. Oder wenn Farben so intensiv sind, dass sie förmlich im Kopf explodieren. Das und noch mehr ist Thema der neuen Jugendtheater-Produktion „Rausch“, die am Freitag im Kleinen Haus des Theaters Münster uraufgeführt wurde und sich an Gäste ab 14 Jahren richtet.

Regisseurin Christina Schelhas hat sich für ihre Performance ein inklusives Ensemble zusammengestellt, zu dem neben den beiden Stammschauspielerinnen Soraya Abtahi und Amelie Barth noch die „Rauschexpertinnen“ Samira Lüke, Anna Reizbikh und Corinna Wolters gehören. Darüber hinaus gibt es noch das Assistenzhündchen „Hilda“, das aber nicht gestreichelt werden will, weil es sich auf seinen Job konzen­trieren muss.

Die Aufführung ist nicht nur inklusiv, sondern auch interaktiv. Es geht hinein in drei geheimnisvolle Räume, die Emilia Schmucker auf die Bühne gebaut hat. Im ersten erwartet das Publikum eine flauschige Sitzgruppe zum Entspannen. Man solle die Augen schließen, in sich hineinhorchen und seinen Körper spüren, sagt die zuständige Rauschexpertin. Das erinnert ein bisschen an ein Selbsterfahrungsseminar. Man kann sich sogar gegenseitig massieren, wie eine Karte anregt, die man gezogen hat. Aber man kann auch einfach nur dasitzen und den Rausch des Nichtstuns genießen. Und das unterscheidet die Performance dann doch wieder von einem Seminar.

Die zweite Station ist eine Art Tanzraum. Ihn betreten die Teilnehmer mit Kopfhörern, aus denen sphärische Musik erklingt. Mit Mikrofonen, die von der Decke hängen, lässt sich Gesang beisteuern und so der Rausch des Sängers auf der Bühne erleben – oder die Trance, je nach Stimmung und musikalischem Temperament. Der dritte Raum ist dem Farbrausch gewidmet. Ein runder Tisch lädt zum Malen auf transparenten Folien ein, die dann an ein Karussell gehängt werden, damit jeder die zwischen realistisch, abstrakt und psychedelisch verorteten Werke bewundern kann. Zum Abschluss der 75-minütigen Performance gibt es noch einen Adrenalin-Song seitens des Ensembles, dann werden die Teilnehmer wieder aus ihrem Selbstversuch in Sachen Rausch entlassen. Wer sich jetzt fragt, ob das etwas für ihn ist, sollte es einfach ausprobieren.

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