„Verhüllen und offenbaren“ im Telgter Museum „Relígio“
Oberammergau an der Ems
Telgte
Telgte feiert sein Hungertuch. Vor 400 Jahren wurde es fertiggestellt. Ein meditativer Rundgang im Museum Religio verbindet das kostbare Tuch und seine 33 biblischen Bildfelder mit Leihgaben von den Passionsspielen in Oberammergau.
Wer in dieser vorösterlichen Zeit das Telgter Museum „Relígio“ besucht, wird nicht einfach mit einer Ausstellung zur 400-jährigen Geschichte des Hungertuchs beschenkt. Der Gast taucht vielmehr in einen meditativen Rundgang ein, der sich mit Fragen von Leid, Tod und Auferstehung befasst. Zugleich bekommt er einen Eindruck von der historisch- theologischen Entwicklung der Passionsspiele Oberammergau, die fast ebenso alt sind wie das aus 33 Bildfeldern bestehende Telgter Hungertuch.
Originell ist da schon der Zugang zum „Hauptexponat“ der Ausstellung, dem vor 400 Jahren von adeligen Telgter Damen fertiggestellten Hungertuch mit seinen Passionsbildern und alttestamentlichen Schlüsselszenen. Museumsleiterin Dr. Anja Schöne und ihr Team haben die Vitrinen, die sonst im Erdgeschoss über die konfessionelle Entwicklung Westfalens informieren, mit grauen Gewändern verhängt, wie sie „das Volk“ bei den Passionsspielen in Oberammergau zu tragen pflegt. So gerät das Telgter Hungertuch zentral in den Blick.
Anja Schönes Kooperation mit dem Oberammergau-Museum hat sich gelohnt. Die Bayern liehen über 20 Gewänder nach Telgte aus. Das rote Jesusgewand, das Gewand des Pilatus oder auch das Judas-Gewand hängen im Altbau des Museums von der Decke und setzen Fantasie frei. Hohepriestergewänder im langgestrecken Flur erläutern die historische Entwicklung der Spiele in den vergangenen 100 Jahren. Es galt, tief sitzende antijüdische Untertöne in Ausstattung und Inszenierung zu überwinden. Drei Räume mit Installationen laden mit symbolhaften Blutstropfen, verhüllten Kreuzen und einer Auferstehungsszene ein, über das österliche Geschehen nachzudenken. Die Themenfelder des Telgter Hungertuchs kommen parallel dazu in den Blick.
„Verhüllen und offenbaren“, bis 30. April
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