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Camilla Steinums Installation im Westfälischen Kunstverein

Rückkehr in den Laufstall

Münster

Lila lackierte Gitterstäbe und skulpturale Objekte zwischendrin: Die in Oslo geborene Künstlerin Camilla Steinum hat den Westfälischen Kunstverein gehörig verändert.

Petra Noppeney

Spielen diese Vierbeiner oder kämpfen sie gar? Wie auch immer: Camilla Steinums Skulptur erinnert verdächtig an Spielzeug, mit dem Kleinkinder Puzzlekünste üben. Foto: WKV

Wer den rechteckigen Raum des Westfälischen Kunstvereins betritt, muss sich entscheiden: Eintreten in die zaunähnliche Architektur oder lieber durch die Stäbe linsen? Dabei hat die in Berlin lebende norwegische Künstlerin Camilla Steinum mehrere Durchgänge in das labyrinthische Gebilde eingebaut, das vermutlich bei nicht wenigen erwachsenen Besuchern eine Assoziation aus frühen Kindertagen hervorruft: wieder in einem Laufstall zu stehen.

„Symptom, sympathy“ ist der Titel der Ausstellung beim Kunstverein, die von Samstag an besucht werden kann. Steinum, 1986 in Oslo geboren, ist so schmal von Figur, dass sie seitlich durch die 2,40 Meter hohen, lila angepinselten Gitterstäbe ihrer Installation durchschlüpfen kann. Inspiriert wurde sie für diese Arbeit von den Scharrbildern in der Wüste bei Nazca und Palpa in Peru – Nasca-Linien genannt –, aber auch von Stonehenge in England. Die Erinnerungskultur ist Stei­nums Thema.

Ihr „Käfig“ ermöglicht eine spannende neue Erfahrung des „sonst schuhkastenförmigen Raums“, wie Kunstvereinsleiterin Kristina Scepanski sagt. Steinums Installation ist so in den Raum gepflanzt, dass Nischen entstehen und sich stets neue Sichtachsen für Herumlaufende auftun. In diesen Parcours hat sie skulpturale Objekte integriert: große, wurmartige aus Holz, Gürtel, die zwischen den Stäben herunterhängen, dazu gelbe Säcke, die mit „Fake-Müll“ gefüllt sind.

Steinum spielt bei der In­stallation auch mit Lern- und Merktechniken („Mnemotechniken genannt“), die Menschen helfen können, sich Listen, Namen oder Zahlen einzuprägen – letztere entdeckt der Besucher sogar auf den Skulpturen. Die Bilderserie mit den Lottoscheinen im Hintergrund hingegen darf als witziges Manifest für den irrationalen Glauben an irgendwelche Zahlen-Kombinationen verstanden werden.

Mag der „Käfig“ wie ein abstraktes Puzzle wirken, so erinnert die Hunde-Skulptur im Nebenraum an ein Puzzle für Kleinkinder. Ob die verkeilten Vierbeiner spielen oder kämpfen, mag laut Steinum jeder für sich entscheiden. Sie gibt nur die Richtung vor, lässt ansonsten Raum für Assoziationen eigener Art.

Bis 17. Januar. Eröffnung am Samstag (24. Oktober), 11 – 17 Uhr. Die Künstlerin ist vor Ort; es gelten die bekannten Corona-Regeln.

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