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Semesterabschluss-Konzert

Selbstbewusst und partnerschaftlich eng

Münster

Das Junge Sinfonieorchester widmet sich mit Cellist Bruno Philippe dem Thema Heimat.

Chr. Schulte im Walde

Der Solist Bruno Philippe spielte sicher und brillierte mit grenzenloser Musikalität. Foto: Christoph Schulte im Walde

„JuSis“ ganz am Puls der Zeit: „(K)EINE.HEIMAT.KLANG.“ So lautete das Motto des Konzertes am Mittwochabend in der Aasee-Aula. Das trifft die aktuelle gesellschaftliche Diskussion haargenau. Der eine baut eine Mauer um „seine“ Heimat, andere verschmelzen das Heimatliche mit dem vielleicht gar nicht so Fremden und schaffen Neues. Nun gut, in Zeiten, da Robert Schumann seine „Rheinische“ schrieb, waren die Gegensätze vielleicht noch nicht so groß. Aber die rheinische Fröhlichkeit, die in dieser Sinfonie steckt und die Dirigent Bastian Heymel auch wundervoll aus dem Orchester herausholte, war gewiss nicht Schumanns ureigenste Sache.

Trotzdem schwang hier alles und verbreitete wohlige Sonnenstrahlen – fast alles. Wäre da nicht der vierte Satz („feierlich“) mit seinem an den alten Bach gemahnenden Ernst und dem etwas unheimlich anmutenden Gestus, den vor allem die dunklen Blechbläser befördern. Das war selbstverständlich eine Sternstunde für die Damen und Herren an den hinteren Pulten. Und sie machten ihre Sache gut, sehr gut.

Vor allem die Hörnergruppe – immer ein potenzieller „Wackelkandidat“ im Orchester – erwies sich mal wieder als bestens aufgelegt, schon in Antonín Dvořáks Cello-Konzert. Wobei hier neben den Hörnern eigentlich an allen Pulten höchste Aufmerksamkeit gefordert war. Dvořák stellt Klippen auf, die umschifft werden wollen: rhythmische, dynamische und solche, in denen es um Klangfarben geht. Zumal dann, wenn wie hier mit dem bravourösen jungen Solisten Bruno Philippe ein Partner auf der Bühne saß, der dieses anspruchsvolle Werk mit schlafwandlerischer Sicherheit und grenzenloser Musikalität absolvierte – Chapeau!

Eine derartige Interpretation, die jede noch so eklatante Schwierigkeit meistert, durch kleinste agogische Feinheiten zu gestalten weiß und Spannung erzeugt, gehört in die großen internationalen Konzerthäuser (in denen Philippe inzwischen auch gastiert). Faszinierend zu erleben, wie die „JuSis“ sowohl selbstbewusst als auch partnerschaftlich eng mit der Stimme des Solisten verzahnt auftraten.

Hier und dort gab es einsatztechnische Unsauberkeiten. Aber insgesamt war dieser Dvořák ein packendes und berührendes Erlebnis – und eine große Stunde für das Orchester.

Zum Thema

Das Konzert des Jungen Sinfonieorchesters wird am heutigen Abend (Freitag) um 20 Uhr in der Aasee-Aula wiederholt. Der Eintritt ist frei.

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