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„Chiname“ mit Xiao Ke und Zi Han im Theater im Pumpenhaus

Sind Chinesenimmer fleißig?

Münster

50 Millionen Chinesen leben im Ausland. Das ist mehr, als die meisten Länder an Bürgern im Inland haben. Gemessen an den knapp 1,4 Milliarden Chinesen, die es insgesamt auf der Welt gibt, ist es aber wieder wenig. Doch was bedeutet es eigentlich, Chinese zu sein? Ist es die Abstammung, der Pass oder gibt es so etwas wie eine chinesische Identität? Dieser Frage widmet sich das Künstler-Duo Xiao Ke und Zi Han aus Shanghai. „Chiname“, eine Zusammenziehung von „China“ und „Name“, nennen sie ihre Lecture-Performance, die am Wochenende im Pumpenhaus zu sehen war.

Helmut Jasny

Die Performance im Pumpenhaus befragte Chinesen im Ausland nach ihrer Identität. Foto: Foto: Helmut Jasny

Xiao Ke ist Choreografin. Ihr Name bedeute so viel wie „kleines, junges Mädchen“, sagt sie. Außerdem trage sie gern weiße Kleidung und rede viel. Anders Zi Han. Als audiovisueller Künstler sei er eher ruhig und trage gern Schwarz. Rein äußerlich haben sie damit eine eventuelle chinesische Identität schon mal verfehlt. Also plaudern sie sich in tiefer gehende Merkmale hinein. Denn das ist es, was ihren Vortrag auszeichnet – ein lockerer Plauderton, der die Phänomene abgrast, ohne sich festlegen zu lassen. Das wirkt sympathisch und liegt wohl auch in der Natur der Sache, wenn es um so abstrakte Begriffe wie Identität geht.

„Chiname“ ist ein auf drei Jahre angelegtes Recherche-Projekt, das 2018 gestartet wurde. Deshalb werden auch die Zuschauer im Pumpenhaus gefragt, was sie unter „chinesisch“ verstehen. „Immer fleißig“, bekommt man zu hören, „neureich“ oder „robust im Umgang miteinander“. Die Performer nehmen es zur Kenntnis und blenden Videos ein, in denen Auslandschinesen dieselbe Frage gestellt wurde. Sie sitze den ganzen Tag in der Bibliothek und schreibe an ihrer Hausarbeit, sagt eine Studentin in Münster und scheint das mit dem Fleiß zu bestätigen. Es gibt aber auch Interviewpartner, die erst mal ratlos in die Kamera schauen.

Offenbar ist es nicht so leicht, in einer globalisierten Welt kulturelle oder nationale Identitäten auszumachen. Das ist zumindest der Eindruck, den die gut einstündige Performance hinterlässt. Dafür wirft sie Fragen auf, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Auch wenn sie am Ende alle auf eine Art Individualismus hin­auslaufen, von dem man nicht weiß, ob man ihn gut oder schlecht finden soll.

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