Theater Cactus und Tete Adehyemma Theatre im Pumpenhaus
Tanz über Armut durch Unrecht
Münster
Ein halbes Dutzend Menschen in weißen T-Shirts bildet eine Mauer. Die Arme haben sie ineinander verschränkt, ihre Gesichtsausdruck ist abweisend. Für die anderen Darsteller in bunten afrikanischen Kleidern sind sie eine Grenze, die durch nichts zu überwinden ist. Selbst dann nicht, wenn sie zusammenarbeiten, sich gegenseitig als Leiter oder Sprungbrett benutzen. Es ist das Tor zu einer besseren Welt, einer ohne Hunger und Not. Aber wie in der Türhüterparabel aus Kafkas „Prozess“ gewährt man ihnen keinen Zutritt.
„Ich begehre Einlass / I Request Admission“ ist eine Koproduktion des Cactus-Theaters mit dem Tete Adehyemma Theatre aus Ghana, und die geschilderte Szene steht beispielhaft für das, worum es in dem Stück geht – um Armut und Reichtum und um die Grenze dazwischen. Aber auch um Verantwortung, die ein Afrikaner in einer inszenierten Talkshow von europäischen Wirtschaftsvertretern einfordert. Verantwortung für den Klimawandel beispielsweise, der von den Industrieländern verursacht wird und unter dem Afrika zu leiden hat.
Das klingt nach hartem politischem Theater, was da am Donnerstagabend unter der deutsch-ghanaischen künstlerischen Leitung von Barbara Kemmler und Ben Sam im Pumpenhaus Premiere hatte. Das ist es auch. Gleichzeitig ist es aber auch verspielt, lustig, kreativ, musikalisch und durch die afrikanischen Tanzeinlagen außerordentlich temperamentvoll. Es wird getrommelt, gerappt, gesungen und gedichtet. Es geht um Armut und Reichtum, um Recht und Unrecht. Eine Ballade erzählt von einem Jungen aus Ghana, der unter Lebensgefahr nach Deutschland kommt und hier nichts findet als Fremdsein. Parallel dazu stolpern deutsche Touristen durch sein Land. Auch sie sind dort fremd. Aber ganz anders.
„Ich begehre Einlass“ ist spritziges junges Theater. Manchmal muss man aber genau hinhören. Denn das Englisch, das über weite Teile Bühnensprache ist, kennt viele Akzente. Hilfe bekommt man durch die Körpersprache insbesondere der afrikanischen Darsteller. Die ist äußerst beredt und sagt oft mehr als Worte – etwa wenn ein Hungernder sich ein Festmahl zusammenfantasiert und am Ende nicht mehr als eine Fliege in den Magen bekommt. Oder wenn eine Marktfrau mit einfachsten Mittel, aber viel Empathie versucht, die größte Not um sich herum zu lindern. Sie ist der Hoffnungsschimmer in dem Stück und ein Beispiel dafür, wie Menschen auch miteinander umgehen könnten.
Zum Thema
Die letzte Vorstellung ist am Samstag (4. Mai) um 20 Uhr im Pumpenhaus, Gartenstraße 123. Karten: Abendkasse oder online: | www.localticketing.de
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