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Phänomenaler Barock-Ausflug mit Daniel Hope und Kollegen

Tanz und Heiterkeit in der Taverne

Münster

Daniel Hope, der berühmte Geiger, hat eine „Baroque Journey“ zum Konzertprogramm gemacht, und seine Geige fungiert als Solist und Reiseführer. Da kommt manch vergessener Meister zum Vorschein, und den „großen Drei“ – Bach, Händel, Vivaldi – wird kräftig die Perücke durchlüftet. Münster freute sich.

Von Arndt Zinkant

Der Stargeiger Daniel Hope (2.v.l.) und seine fantastischen Mitmusiker genießen den begeisterten Schlussapplaus im Großen Haus des Theaters Münster Foto: Zinkant

Anfangs schallt ein einsamer Trommelschlag durchs Theater. Dann schlendert der Trommler auf die Bühne – und nach ihm ein Musiker nach dem anderen, bis sich Daniel Hope und seine Mannen zur sechsköpfigen „Band“ formiert haben. Mit Klängen, die das voll besetzte Theater Münster in den Tanzboden einer Taverne verwandeln.

Aber geht es hier nicht um Barockmusik? Sicher. Aber die ist vielschichtiger und urwüchsiger, als man annimmt. Daniel Hope, der berühmte Geiger, hat eine „Baroque Journey“ zum Konzertprogramm gemacht, und seine Geige fungiert als Solist und Reiseführer. Da kommt manch vergessener Meister zum Vorschein, und den „großen Drei“ – Bach, Händel, Vivaldi – wird kräftig die Perücke durchlüftet. Am Ende des Schoneberg-Konzerts war das Publikum hingerissen und spendete stehenden Beifall.

Für jede lehrreiche Reise braucht es einen Reiseführer. Hope füllt diese Rolle souverän aus, kein Wunder, ist er doch seit vielen Jahren auch Radiomoderator. Er wusste zu erzählen, wie die Violine seit dem 16. Jahrhundert immer virtuoser wurde, und welch genialen Anteil frühe Meister wie Johann Paul von Westhoff oder Nicola Matteis daran hatten. Letzterer rekrutierte seine Musiker in den Lon­doner Pubs – was ihm schlussendlich eine Leberzirrhose einbrachte. Und sein Bogen soll so viel virtuosen „Wind“ gemacht haben, dass ­Vorübergehende eine Erkältung fürchteten.

Hopes eigener Bogen wetteiferte mit dem Kollegen ­Simos Papanas, dessen Spiel vor so ungestüm wurde, dass die Rosshaare sich komplett vom Bogen lösten. Das focht den Virtuosen nicht an: Er füllte die Lücken einfach mit Pizzicato-Spiel – und das Publikum jauchzte vor Vergnügen.

Auch die übrigen Virtuosen boten an diesem Abend Weltklasse: Nicola Mosca (Cello), Emanuele Forni (Laute), Markellos Chryssicos (Cembalo) und Perkussionist Michael Metzler. Letzterer läutete Glöckchen, ließ Kastagnetten klacken oder pfiff Windböen durch seine Hände. Bei „Le Tambourin“ von Jean-Marie Leclair mutierte jenes Tam­bourin zum Sparrings­partner der Gruppe, und einmal mehr wurden an diesem Abend tänzerische und ­komödiantische Performance eins.

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