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Kammertheater Kleiner Bühnenboden zieht Bilanz

Vor Gericht und auf der Bühne

Münster

Der Kleine Bühnenboden darf sich freuen und feiern. Das Kammertheater kann trotz weniger Räume unverzagt weiterarbeiten und das erfolgreich. Die beiden Theaterleiter Toto Hölters und Konrad Haller ziehen für die abgelaufene Spielzeit eine positive Bilanz und geben daher den Kampf mit einer Störquelle aus der Nachbarschaft nicht auf.

Gerhard H. Kock

Halten das Kammertheater auf Kurs: Toto Hölters (l.) und Konrad Haller lassen sich von einer schwierigen Nachbarschaft nicht unterkriegen und setzen ihre erfolgreiche Kulturarbeit fort. Foto: Gerhard H. Kock

2016/17 gab es 89 Vorstellungen (zwei mehr als in der Spielzeit zuvor), es kamen 2800 Besucher (40 mehr als zuvor). Im Durchschnitt besuchen stets über 30 Zuschauer eine Vorstellung. Es gab 19 Produktionen. Der Dauerbrenner „Seemannsabend“ wurde mittlerweile 37 Mal gespielt. „Best of Kästner“ war mit acht Mal in dieser Spielzeit der Hit. Auch die Neuen im Spielplan („Ein enttäuschender Abend“ und „Mensch – Münster – Mensch“) haben sich hervorragend gemacht und werden daher fortgesetzt. Mit Christoph Tiemann gab es einen landesweit bekannten Gaststar auf der Bühne. Und der Kabarettist kommt wieder.

An der Schillerstraße herrschen Freude und Eierkuchen, aber kein Friede: Vor zwei Jahren wurde dem Bühnenboden der als Foyer genutzte Gebäudeteil gekündigt. Die Theaterleiter können weiterhin den Theatersaal nutzen, weil der einen anderen Vermieter hat, und versuchen seitdem, den Wintergarten umbauen zu lassen. Doch jener ehemalige Vermieter stellt sich quer: Es liegt eine Baulast auf der Zuwegung. Das allein wäre noch kein Hinderungsgrund, wenn es keine weiteren Gründe gibt. Doch das Amtsgericht in Münster führte überraschenderweise weitere ins Feld. Hölters und Haller denken aber gar nicht ans Aufhören und legten Berufung ein. Jetzt rüsten die beiden sich mit ihrer Anwältin für die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht in Hamm (möglicherweise im Herbst). Die Vorstellungen im Kammertheater beginnen mittlerweile um 20 Uhr, so dass spätestens um 22 Uhr Ruhe im Innenhof herrscht. Hölters und Haller: „Ein Entgegenkommen.“

Derweil finden sich Schmähschriften rund um den Kleinen Bühnenboden mit Sätzen wie „Ich werde entsorgt“. Kritzeleien weisen darauf hin, dass der Gegner oder die Gegnerin nicht völlig im Nebulösen liegt, weiß er oder sie doch präzise um den Stand des Verfahrens. Hölters und Haller haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Die Theaterleitung stören die Behinderungen in ihrer Planung nicht. Für die Spielzeit 2017/18 setzen sie auf Erfolge und Neues. Haller bringt am 24. November die „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo auf die Bühne. Eröffnet wird die Spielzeit am 16. September mit einer Uraufführung: Tilman Radmacher stellte seine „Zugabe“ vor – eine Dramödie über Claqueure, bezahlte Stimmungsmacher. Dafür werden noch „Blumenwerfer“ gesucht . . .

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