Requiem von Josef Rheinberger in St. Joseph an der Hammer Straße
Weite Klangflächen sorgen für sakrale Stimmung
Münster
Theatralische Dramatik war seine Sache nicht. Im Vergleich zu berühmten Schwesterwerken ist das 1870 in München uraufgeführte Requiem b-Moll von Josef Rheinberger ein eher unaufgeregtes, nobles Werk, das weder den Himmel noch die Hölle in allzu plakativer Weise illustriert. Zum Auftakt der Karwoche haben sich das Projektorchester sowie der Projektchor und die Jugendschola an St. Joseph unter Leitung von Winfried Müller dem unbekannten Stück angenommen.
Betont wurde dabei vor allem der weihevolle Grundcharakter, in dem der Chor von Müller sehr schön vor allem als Klangträger eingesetzt wurde. Bei den romantisch weit ausgesungenen Bögen erfordert dies konstante Intonationssicherheit und Homogenität, was problemlos gelang. Besonders der Sopran überzeugte mit treffsicherer Stimmführung.
Die hallige Akustik der Josephskirche verschluckte leider manche Details in den Streichern und ließ insgesamt wenig dynamische Abstufungen zu. Dagegen spielte das den blitzsauberen Hörnern und Posaunen in die Hände, die sowohl dem Chor ein Fundament gaben als auch mit weiten Klangflächen für – im besten Sinne – sakrale Stimmung sorgten.
Auch für opernhafte Solistenauftritte hatte Rheinberger offenbar nicht viel übrig, denn sie treten nur kurz, dann als Ensemble und immer im Zusammenspiel mit dem Chor auf. Bis auf Tenor Wolfgang Thesing und Bass Hendrik Meinhardt konnte man daher die übrigen Solisten aus dem Chor rekrutieren. Die machten ihre Sache überwiegend tadellos, kleine Unsicherheiten fielen aber nicht weiter ins Gewicht.
Reizvoll war besonders der Wechselgesang zwischen Chor und Solistenensemble in der Verschränkung von „Osanna“ und „Benedictus“.
Die voll besetzte Kirche belohnte das Engagement und den Mut, ein unbekanntes und dazu noch eher nach innen gerichtetes Werk aufzuführen, mit verdient großem Applaus, teils sogar stehend.
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