Theater Titanick im Südpark
60 Stunden lange interaktive Performance: Wer macht mit beim „Building“?
Münster
Seit 30 Jahren mischt das Theater Titanick die Straßen Europas und der Welt auf. Am dritten Juni-Wochenende ist Münsters Südpark dran. Und wieder mit einem neuen Theater-Format.
Hat das Theater Titanick so etwas schon einmal gemacht? „Noch nie!“, entfährt es Theatergründer Uwe Köhler; dabei gehört Münsters Straßentheater seit mehr als 30 Jahren zu den bedeutendsten Open-Air-Theater-Kompanien Europas. Das neuste Projekt heißt „Building“, ist mit Feuer, urigen Figuren und skurrilen Bauten typisch Titanick, aber diesmal 60 Stunden lang. Und mitmachen kann jeder auch noch.
Vom 16. Juni um 9 Uhr bis zum 18. Juni um 21 Uhr wird im Südpark ein Gebäude errichtet – sowohl konkret mit vom Bühnenbau bewährten Layher-Gerüsten als auch als soziales und ideelles Haus. Techniker, die spielen, und Schauspieler, die bauen (insgesamt 22 Titanicker) wirbeln zwischen Stangen und Plateaus und werden als eine Art „Gral“ ein acht Meter hohes und sechs Meter breites Zentrum entstehen lassen, um das sich einige Zwei-Meter-Kuben wie ein Dorf scharen werden. Einer dieser Würfel wird die Küche – „Das ist schon klar“, so Köhler –, aber bei Funktion, Nutzung und Ausgestaltung der übrigen können und sollen die Zuschauer mitwirken.
Die interaktive Performance beschäftigt sich mit Fragen wie: Aus welchem Antrieb entsteht oder zerfällt die Gemeinschaft? Wie viel Gemeinschaftlichkeit und wie viel Individualismus stecken in uns und wo liegen die Grenzen in Bezug auf die Realität?
Titanick legt zusammen mit Organisationen aus Münster einige Angebote vor: Mit der „fairteilbar“ wird Essen gekocht und gratis verteilt (100 Portionen / Spenden gern gesehen); für Kinder bieten „ABI Südpark“ und die Musikschule Gestaltungsangebote; die „YOGuerillAs“ von der B-Side laden zum Mitmach-Yoga, das „Studio formagora“ baut zwei Produktionsstraßen auf: In der einen werden Sitzmöbel „industriell effektiv“ produziert, parallel in der anderen handwerklich sorgsam. Was gefällt mehr? Bei allem ist Mitmachen gefragt. Beim Improtheater „Peng!“ sowieso. Samstag und Sonntag gibt es ab 9 Uhr ein gemeinsames Frühstück-Picknick, am Sonntag ein offenes Grillen.
Beim „Building“ gibt es zudem eine „starke digitale Ebene“, wie Köhler erläutert. Der Chaos-Computer-Club mischt als Partner mit. Es gibt LED-Wände und eine digitale Welt.
Bei aller Euphorie, die sich im besten Fall einstellen wird, gibt es eine Referenz an die Realität: Das Zentrum „saugt“ die Dörfer auf; am Sonntag mittag taucht ein Investor auf, der den „ganzen Rumms“ kaufen will; Revolte steht auf dem Programm. Wie das wohl endet?
Vorher richtet sich der Titanick-Appell aber an die Münsteraner: „Werde Teil unseres sozialen Experimentes und baue und gestalte gemeinsam mit uns einen geteilten Lebensraum!“ So viel Mitmachen gab es noch nie.
Es werden dringend noch Helfer gesucht für die Zeit vom 15. bis 19. Juni: info@titanick.de melden oder unter 284 11 01.
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