Ein Jahr auf den Philippinen
Matilda Dedeke freut sich auf ihr Abenteuer
Münster
Matilda Dedeke lebt und arbeitet ein Jahr lang auf den Philippinen. Auf vieles wurde sie vorbereitet: auf Interviews, Taschendiebe, ja sogar Kidnapping. Aber nicht auf große Spinnen.
Wenn Matilda Dedeke von den Philippinen spricht, dann strahlt sie über das ganze Gesicht, ihre Augen leuchten. Die 18-Jährige hat gerade ihr Abitur gemacht und bestreitet jetzt ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Puypuy, wo sie ehemalige Straßenkinder bereut. Kinder, die eine bessere Chance im Leben bekommen sollen. Ein Projekt, das von der Organisation Center of Community Tranformation (CCT) ins Leben gerufen worden ist. Unterstützung bekommt Matilda durch das „Weltwärts“ genannte Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Bewerbungen auf Deutsch und Englisch, Referenzschreiben, Auswahlverfahren und Seminare: Um überhaupt in den Kreis derer zu gelangen, die teilnehmen dürfen, muss Matilda Dedeke schon einiges auf sich nehmen. Doch lernt sie während der Vorbereitung auch, wie sie Interviews gibt. Ihre Antworten kommen geschliffen und wohlüberlegt.
Ein Jahr fort zu sein, ist das eine Emanzipation vom Elternhaus? „Das gar nicht unbedingt, sondern ich möchte eine Kultur kennenlernen, die anders ist als die westliche, die ich bereits kenne“, sagt Matilda. Erste Erfahrungen mit sozialen Projekten hat sie bereits bei einem Schulprojekt gesammelt, als sie sich in einer Gruppe mit geistig Behinderten engagiert.
Das Wort Angst scheint an ihr abzuperlen. Umwelt-Katastrophen? Die Visions of Hope Christian School „Rose of Sharon“ liegt knapp zwei Stunden von der Küste und von der Hauptstadt Manila entfernt im Landesinneren. „Ich bin auch Rettungsschwimmerin“, sagt sie lachend und selbstbewusst.
Beim Thema Sicherheit wiegelt die 18-Jährige ab. „Wir hatten Sicherheitstrainings und sind auf Taschendiebe genauso vorbereitet wie auf Kidnapping und Terroranschläge.“
Und wie ist es mit der Sprache? „Ich habe ein paar Apps heruntergeladen und versucht, die Sprache zu lernen, aber dann etwas schleifen lassen. Doch es gibt auch einen Sprachkursus vor Ort.“ Zudem wurde ihr eine Patin zugewiesen, die sie von Anfang an unterstützt, die übersetzt und den Umgang mit den Kindern vermittelt.
23 Kilo Gepäck müssen für ein Jahr Auslandsaufenthalt reichen. Das langt bei anderen nicht mal für einen zweiwöchigen Urlaub. Und weil Matilda gerne viel liest, hat sie sich ein E-Book-Lesegerät besorgt und viele Bücher aufgespielt. „Die Tribute von Panem” beispielsweise. Irgendwie passend.
Das erste Mal Weihnachten ohne Familie? „Wir haben ein bestimmtes Ritual, das wird für mich schon hart so alleine. Aber wer weiß, vielleicht kommen mein Vater, meine Mutter und mein kleiner Bruder ja vorbei. Das wäre hilfreich.“
Und bei Heimweh? „Ich mache mir viele Gedanken. Auch darüber, wenn ein nahes Familienmitglied stirbt. Aber ich kann jederzeit abbrechen, wenn ich will.“
Ihr Abenteuer will sie in einem Blog dokumentieren. Aus praktischen Gründen einerseits, um nicht zig Mal die gleiche Nachricht an Verwandte, Freunde und ihren Spendenkreis zu schreiben. Aber auch für sich selbst. Dafür sucht sie ein Internetcafé auf, weil es kein WLAN auf dem Campus gibt: „Ich weiß zwar nicht, wie beschäftigt ich sein werde, aber alle zwei Wochen möchte ich meinen Blog schon aktualisieren.“
Die ersten Einträge zeigen bereits, dass sie gut angekommen ist und dass Spinnen größer werde können, als noch in Deutschland vermutet. Darauf hat man sie im Sicherheitstraining zwar nicht hingewiesen, aber umgehen kann Matilda Dedeke damit trotzdem.
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