Erfolgreiche Behandlung am UKM
Dank eisgekühlter Reserve zum Elternglück
Münster
Jana und Sven Duisen sind überglücklich. Trotz einer zurückliegenden Krebserkrankung der jungen Frau kam Sohn Matthis Peter zur Welt. Die Mutter hatte sich vor ihrer Krebsbehandlung Eierstockgewebe entnehmen und später wieder einpflanzen lassen.
Der kleine Matthis ist eins von bundesweit erst rund 60 Kindern, die dank einer neuen Behandlungsmethode zur Welt kamen: Seine Mutter, Jana Duisen, war 2014 an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und es war lange nicht klar, ob sie nach dessen Behandlung würde Kinder bekommen können. „Häufig erfordern Krebserkrankungen aggressive Therapien. Diese können zum Verlust der Fruchtbarkeit führen“, erklärt Tanja Sperlbaum, die die Duisens im UKM Kinderwunschzentrum am WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster betreut.
Ist die Krankheit dann überstanden, so die Oberärztin, wachse bei jungen Betroffenen nicht selten ein starker Kinderwunsch heran. Daher sei es wichtig, diese Patientinnen bereits vor Therapiebeginn über die verschiedenen Möglichkeiten zum Erhalt der Fruchtbarkeit aufzuklären. „Ich hatte bei meiner Behandlung in der Klinik in Osnabrück einen tollen Assistenzarzt, der mir erzählt hat, dass man Eierstockgewebe entnehmen und später wieder einpflanzen lassen kann“, ist Jana Duisen dankbar, die Information damals rechtzeitig vor Chemo- und Strahlentherapie bekommen zu haben. „Deswegen ist mir wichtig, dass auch andere betroffene Frauen davon erfahren!“
Neue Behandlung hat viele Vorteile
Nach der Beratung im UKM Kinderwunschzentrum wurden 2014 kurz nach der Diagnose dann Teile des Gewebes durch Dr. Sebastian Schäfer, Oberarzt in der Frauenklinik, operativ entfernt und anschließend bei minus 196 Grad Celsius gelagert. „Der Eingriff kann per Bauchspiegelung erfolgen“, so der Gynäkologe. Anders als bei der bekannteren Alternative, dem Einfrieren von Eizellen, komme es nicht zur Verzögerung bei der Behandlung. „Die Gewinnung von Eizellen ist erst nach einer Stimulation der Eierstöcke möglich und benötigt einen Vorlauf von mindestens zwei Wochen“, erklärt Schäfer. Gerade bei aggressiven Krebserkrankungen sollte die Therapie jedoch schnellstmöglich starten. Dann sei die sogenannte Kryokonservierung des Eierstockgewebes eine wichtige Option. Ein weiterer Vorteil: Auch bei krebskranken Mädchen, die noch nicht in der Pubertät sind, kann das Verfahren angewandt werden.
Vor gut zwei Jahren entschloss sich Jana Duisen dann, das entnommene Gewebe wieder implantieren zu lassen. Dafür fuhr sie zum Universitätsklinikum in Erlangen, das sich auf diese Operation spezialisiert hat. Danach brauchte es etwas Zeit und vorübergehend hormonelle Unterstützung, bis der Zyklus wieder einsetzte. „Man verliert schon etwas den Mut, wenn es nicht klappt“, erinnert sie sich an diese nervenaufreibende Zeit. „Wir haben Glück gehabt!“, weiß Jana Duisen. „Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt!“ Jetzt gewöhnt sich die junge Familie an das Leben zu dritt.
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