Verkehrssünder in Münster
165.000 Knöllchen in einem Jahr
Münster
Es ist eine Bilanz der besonderen Art: 165.000 Verwarn- und Bußgeldverfahren hat die Stadt 2021 eingeleitet. Meist ging es dabei um Tempoverstöße. Dadurch flossen mehrere Millionen Euro in die Kasse der Stadt Münster.
Freitag, 12 Uhr auf der Engelstraße. Aus der Heckscheibe des roten VW-Caddy, der am linken Straßenrand parkt, blitzt es im Minutentakt. Auf dem Teilstück bis zur Kreuzung Hafenstraße gilt Tempo 30, und daran halten sich offensichtlich viele nicht. „Fast alle erwischt es, weil sie zwischen 40 und 50 Stundenkilometer schnell sind“, bilanziert Patrick Sroka vom Ordnungsamt. Ausreißer nach oben sind selten, kommen aber vor. Auf der Everswinkeler Straße hat er vor Kurzem im Tempo-70-Bereich einen Raser mit 137 Stundenkilometer gemessen, der Fahrer muss knapp 600 Euro berappen. Punkte und Fahrverbot kommen noch obendrauf.
Insgesamt haben Stadt und Polizei im vergangenen Jahr auf Münsters Straßen rund 165.000 Verwarn- und Bußgeldverfahren eingeleitet, Rund 13.000 mehr als 2020. Die städtische Bußgeldstelle hat mit 5,38 Millionen Euro fast genau so viel Geld einkassiert wie 2020 (5,54 Millionen Euro).
Gesetzgeber hat Bußgelder verdoppelt
In diesem Jahr dürfte dieser Wert allerdings deutlich nach oben gehen, weil der Gesetzgeber seit November deutlich härtere Sanktionen vorsieht und die Bußgelder verdoppelt wurden. Ordnungsamtschef Norbert Vechtel: „Auch das Parken auf Geh- und Radwegen wird kostspieliger. Je nach Behinderung und Dauer sind zwischen 55 und 100 Euro fällig, vorher waren es zwischen 20 und 35 Euro.“
Auch wenn der Individualverkehr wegen der Pandemie noch immer nicht das Level der Zeit vor Corona erreicht hat, waren Ordnungsamt und Polizei an den rund 200 Messpunkten im Stadtgebiet „kontinuierlich im Einsatz“, so Vechtel. Rund 59.000 Autofahrer waren zu schnell unterwegs, 2800 Rotlichtverstöße registrierten die stationären Überwachungsanlagen an den Kreuzungen. Dazu kamen noch rund 19.000 Polizei-Verfahren beispielsweise wegen Missachten der Vorfahrt oder Handy am Steuer. Im Durchschnitt mussten 47 Euro gezahlt werden.
Drei Radarwagen nicht immer im Einsatz
Nicht immer konnten alle drei Radarwagen, die teilweise auch durch die Frontscheibe den Gegenverkehr messen und seitwärts höhere Geschwindigkeiten aufzeichnen können, besetzt werden. Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung wurden abgezogen, um das Ordnungsamt bei den umfangreichen Corona-Kontrollen zu unterstützen. Einsatzschwerpunkte im Sommer waren die Straßen rund um den Aasee, wo an Wochenenden Parkverbote galten und die Poser-Szene unter Beobachtung stand.
Insgesamt wurden im Stadtgebiet 82.000 Parkverstöße geahndet, fünf Prozent mehr als 2020. Wer Feuerwehrzufahrten blockierte, direkt an Kreuzungen parkte oder regelwidrig auf Behindertenparkplätzen stand, musste tief in die Tasche greifen. 1936 Autos wurden abgeschleppt, 100 weniger als vor einem Jahr. „Wir werden weiterhin zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer die Gefahrenstellen bei unseren Kontrollen priorisieren“, so Vechtel.
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