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Keine Angst mehr

Münsterische Karatelehrerin bereitet Pflegekräfte gegen Gewalt vor

Münster

Gewalt kommt vor. Mal ein Schlag mit dem Stock, mal eine aggressive Bemerkung. Pflegekräfte müssen lernen, damit umzugehen. Das lernen sie bei Andrea Haeusler in Münster. Sie ist Karatelehrerin.

Clara Neubert

Andrea Haeusler Foto: Clara Neubert

Ein Schlag mit dem Gehstock, anzügliche Bemerkungen bei der Morgenwäsche – auch Pfleger können Opfer von Gewalt werden. „Früher hätte ich vielleicht geschrien“, sagt Cate Asla. „Heute weiß ich, was zu tun ist.“

Diese Sicherheit verdankt die angehende Altenpflegehelferin Andrea Haeusler. Die Leiterin der münsterischen Karateschule „Fuji San“ gibt seit zwei Jahren Selbstverteidigungskurse für Pflegekräfte.

„Das ist durchaus ein Thema“, sagt Johanna Knüppel, Sprecherin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe.

Jede dritte Pflege- und Betreuungskraft fühlt sich laut einer Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege von 2009 durch Gewalt und Aggression hoch belastet.

„Die Übergriffe richten sich oft gegen die Pflege an sich“, sagt Selbstverteidigungstrainerin Haeusler, „und nicht gegen den pflegenden Menschen“. Einer von vielen Aspekten, die bei der Selbstverteidigung von Pflegern berücksichtigt werden müssen.

Das Bildungsinstitut Münster berät Haeusler auf diesem Gebiet. 2013 hatten die Mitarbeiter des Instituts die Trainerin erstmals gebeten, Kurse für seine Auszubildenden zu geben.

Mit ihren ein- bis zweitägigen Trainings hat Haeusler bisher rund 300 Pflegeschüler auf Übergriffe von Pflegebedürftigen vorbereitet. Die Betreuten können gesteigert aggressiv sein, zum Beispiel durch Krankheit oder Medikamente. Martin Schofer von der Seniorenvertretung Münster sieht das Problem ebenfalls. „Mit den Aggressionen umzugehen gehört zu den beruflichen Kompetenzen eines Pflegers“, bemerkt er.

Daher geht es in Haeuslers Kursen für Auszubildende vor allem um Prävention, Deeskalation und Selbstbehauptung. Schon das sichere Auftreten eines gut vorbereiteten Pflegers könne viele Situationen entschärfen.

Selbstverteidigung sei daher eigentlich ein zu harter Begriff, so Haeusler. Kommt es doch zu schweren Handgreiflichkeiten, muss die Pflegekraft sich so verteidigen, dass der Betreute möglichst wenig verletzt wird. Haeuslers Zauberwort lautet hier: Verhältnismäßigkeit.

Der Pfleger muss Gefahr und Nutzen abwägen. Ein bestimmter Griff ans Handgelenk, um einen Schlag abzuwehren. Ein klares „Nein“, wenn der Betreute dem Pfleger zu nahe kommt. Oft reiche das schon. „Ich versuche, den Teilnehmern das Werkzeug in die Hand zu geben“, so Haeusler, „um ihnen ein angstfreies Arbeiten zu ermöglichen.“

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