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Interview mit Joey Cape

Musikalischer Hans-Dampf

Münster

Joey Cape ist ein musikalischer Tausendsassa. Am 12. September ist der Musiker in Münster zu Gast. Wir haben ihn im Vorfeld interviewt.

Carsten Vogel

Joey Cape macht fast nie Pause. Er ist ständig unterwegs, spielt Konzerte mit einer seiner vielen Bands oder nimmt ein neues Album auf. Foto: Uncle M

Joey Cape ist das, was man einen Tausendsassa nennt: ein musikalischer Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Er ist bekannt als Sänger und Gitarrist der Punkrock-Supergroup „Me First and The Gimme Gimmes“ und vor allem als Sänger von „Lagwagon“. Am 12. September spielt der fünfzigjährige Kalifornier ein mittlerweile ausverkauftes Konzert in der Pension Schmidt. Unser Redakteur Carsten Vogel hat mit Cape gesprochen.

Du hast mal gesagt, du würdest gerne etwas mit Paul Westerberg aufnehmen. Was ist daraus geworden?

Joey Cape: Noch nichts. Ich hoffe weiter. Wahrscheinlicher aber ist es, dass Bob Mould mal was mit mir aufnimmt. Der wohnt in San Francisco und geht öfter raus.

Hatten denn The Replacements einen großen musikalischen Einfluss auf dich?

Cape: So genau kann ich das nicht sagen. Ich glaube, dass die Musik, die man hört, wenn man anfängt, Songs zu schreiben, eine Art Osmose ist. Das kann man nicht berechnen, es passiert einfach. Aber das Replacement-Album „Tim“ lief damals bei mir in heavy rotation.

Welche anderen Musiker haben dich beeinflusst?

Cape: Elliott Smith hat großen Einfluss auf mein Songwriting. Aber auch Blake Schwarzenbach und John K. Samson. Sie haben mir geholfen, mutiger beim Texten zu werden. Ich könnte noch viel mehr aufzählen, aber manchmal ist es eher der Song als der Schreiber.

Oft ist es so, dass Soloalben von Punk- oder Heavy-Metal-Sängern völlig anders klingen: Mike Ness, Chuck Ragan, Steve Von Till. Warum – glaubst du – ist das so?

Cape: Ich kann da nur für mich sprechen, sonst müsste ich spekulieren. Ich mag jede Art von Musik und es ist völlig okay, mit ihr zu experimentieren. Sonst würde ich mich langweilen. Es ist auch keine Frage des Alters, sondern eine der Tiefe und eine der Wertschätzung von Kunst. Ich mochte immer Singer/Songwriter, vielleicht weil meine Eltern diese Musik gehört haben, als ich klein war. Mal bin ich in der Stimmung für Bad Religion, mal für Elton John. Ich mag beide.

Du machst so viel, wann hast du mal Zeit zum Entspannen?

Cape: Gute Frage (lacht). Selten. Wenn ich in Südspanien bin. Andalusien entspannt mich. Da kann ich nahezu befreit aufatmen.

Was planst du als nächstes?

Cape: Ich schreibe ein neues Album. Es soll „Let Me Know When You Give Up“ heißen. Klingt negativ, aber so ist es nicht gemeint. Es geht darum, Streit und Stress hinter sich zu lassen. Die ganze Welt scheint sich immer mehr auf Enttäuschungen zu fokussieren. Das finde ich ätzend. Ich versuche, das Beste aus meinem Leben zu machen und vor allem für andere da zu sein. Philosophie ist mit wichtiger als Politik und Religion. Ich will jetzt hier nicht wie ein Hippie rüberkommen. Aber viele haben vergessen, die Zeit zu genießen, die man hat – sie vergessen die einfachen Freuden, angenehme Gespräche, Essen, Sex, neue Erfahrungen. Schlechten Nachrichten und Bedrohungen kann man nicht ausweichen, weil sie überall in den Nachrichten sind. Wir lernen förmlich, mit der Angst zu leben. Ich nehme mir jetzt eine Art life nap und konzentriere mich wieder auf die positiven Dinge in meiner unmittelbaren Umgebung und bin zuversichtlich, dass ich so einen besseren Beitrag leisten kann.

Ich muss natürlich trotzdem nach einem neuen Lagwagon-Album fragen...

Cape: Keine Ahnung. Vielleicht ist es ja „Let Me Know When You Give Up“. Ich überlege, ob ich nicht mit diversen Bands unterschiedliche Versionen aufnehme und sie am selben Tag veröffentliche.

Was können wir in der Pension Schmidt von dir erwarten?

Cape: Meine Shows sind ein bisschen bipolar (lacht). Ich spiele traurige Lieder und mache dummes Zeug dazwischen. Wir werden Spaß haben und viel lachen. Ich bin gespannt auf die Gruppe an Songwritern, die mich begleiten. Großartige Leute mit tollen Liedern. Und ich bin sehr gespannt, weil ich immer auch einen lokalen Act auf die Bühne hole.

Was gefällt dir an Münster?

Cape: Ich war schon oft da und habe viele nette Leute getroffen. Ich erwarte wieder viele Studenten auf Fahrrädern zu sehen (lacht).

Zum Thema

Dienstag, 12. September, 20 Uhr, Pension Schmidt, Alter Steinweg 37

In 140 Zeichen: Wie würdest du Donald Trump und seine Politik beschreiben?

Cape: Life nap! Er ist keines Wortes würdig.

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