Protest in St. Stephanus
Nach Abberufung Laufmöllers: „Man sieht, dass vieles wegbricht“
Münster
Am Sonntag sind Hunderte Gemeindemitglieder und Unterstützer aus St. Stephanus zum Dom gezogen. Entgegen vorheriger Proteste geht es ihnen laut eigenen Angaben mittlerweile nicht mehr nur um die Versetzung ihres Pfarrers Thomas Laufmöller.
Wut, Trauer, Enttäuschung, Fassungslosigkeit, Verzweiflung – die Stimmung in großen Teilen der Gemeinde St. Stephanus ist vielfältig und eindeutig zugleich. Nachdem sich der frühzeitig abberufene Pfarrer Thomas Laufmöller Mitte März mit einem letzten Gottesdienst aus der Gemeinde verabschiedet hatte, sind am Sonntagvormittag Hunderte Gemeindemitglieder, Unterstützer aus anderen Gemeinden sowie solidarische Anwohner zum Dom gezogen.
Dabei haben sie deutlich gemacht, dass es ihnen mittlerweile nicht mehr primär um den Verbleib des bei Jung und Alt beliebten Pfarrers geht. „Ich würde mir wünschen, dass er zurückkommt, aber das hier hat nur noch wenig mit Thomas Laufmöller zu tun“, sagt etwa Luca, der in der Gemeinde aufgewachsen ist und unter anderen bei den Messdienern und in der KjG aktiv war.
Längst geht es um allgemeine Transparenz bei Entscheidungen
Vielmehr richte sich der Unmut vieler in der Gemeinde gegen die aus ihrer Sicht nicht vorhandene Transparenz von Entscheidungen auf Bistumsebene, gegen den Missbrauch von Machtstrukturen in der katholischen Kirche und gegen fehlende Kommunikation mit den Gemeindemitgliedern.
Es sei bedenklich, „wenn man so eine Macht hat, dass man den eigenen Willen durchsetzen kann, ohne zu sehen, wem man damit vor den Kopf stößt“, sagt Anna Pannenbäcker in Richtung Bischof und Bistumsleitung.
"Reine Willkür"
„Das war reine Willkür, die Entscheidung der Abberufung erschließt sich uns immer noch nicht“, sagt Gemeindemitglied Lara Krutwage.
Würde es in Wolbeck – Thomas Laufmöller soll fortan in St. Nikolaus tätig sein – Bedarf an einem Pfarrer wie ihm geben, sei die St.-Stephanus-Gemeinde bereit, ihn abzugeben. „Aber dort gibt es genug Pfarrer“, so Krutwage. Auch Wiebke Lehbrink bemängelte, dass es bisher „keine logische Erklärung“ gegenüber der Gemeinde gegeben habe.
Manche befürchten massive Kirchenaustritte
Ursula Lütke-Schelhowe, nach eigenen Angaben seit über 50 Jahren in der Gemeinde tätig, spricht von einem „Scherbenhaufen“, vor dem die Gemeinde nun stehe. „Vieles wird sich nun ändern“. Vor allem glaubt sie, dass viele Gemeindemitglieder ihr aktives Engagement einstellen, wenn nicht gar ausder Kirche austreten werden.
In den Unmut gegenüber der Bistumsleitung mischt sich zunehmend Ratlosigkeit, wie es in St. Stephanus in der kommenden Zeit weitergehen soll. „In den nächsten drei Monaten ist alles Improvisation. Man sieht, dass vieles wegbricht, da ist ein Vakuum, welches Thomas Laufmöller hinterlässt“, erklärt eine Verantwortliche der Gruppe „Nicht mit uns“.
Sorge vor der Nachfolge
Nach wie vor sei in der Gemeinde die Sorge groß, dass diese Lücke durch Brüder der bereits in der Großgemeinde St. Liudger tätigen Gemeinschaft Emmanuel gefüllt werden könnte, die aus Sicht der Gemeinde deutlich konservativer sei als die Gläubigen.
„Wir möchten auf keinen Fall eine Neuevangelisierung durch die Gemeinschaft Emmanuel“, betonte Gemeindemitglied Alexandra Fröhlich Schulte in ihrer Rede gegenüber den rund 500 Teilnehmern an dem Marsch auf dem Domplatz.
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