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Fast 39 Grad

Neuer Hitzerekord in Münster

Münster

Der 25. Juli 2019 geht in die münsterische Klimageschichte ein. Mit mehr als 38 Grad war es so heiß wie nie zuvor seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen. Der bisherige Temperaturrekord lag bei 37,5 Grad.

Martin Kalitschke

Brütende Hitze lag am Donnerstag über Münster. Foto: ah

In Münster war es am Donnerstag so heiß wie nie zuvor seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert. 38,4 Grad zeigte am Nachmittag das Thermometer des Unternehmens Meteogroup am LWL-Museum für Naturkunde auf der Sentruper Höhe an. Das waren 0,9 Grad mehr als der bisherige offizielle Rekordwert (37,5 Grad).

Diese Temperatur war vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in den vergangenen Jahren gleich drei Mal an seiner Station am Flughafen Münster/Osnabrück gemessen worden: am 12. August 2003, am 19. August 2012 und am 7. August 2018.

Neuer Rekord

1989 hatte der DWD seine Wetterstation vom Allwetterzoo zum FMO verlegt, wo es am Donnerstag 39,6 heiß war. Die zwischen 1891 und 1989 vom Deutschen Wetterdienst im Zoo gemessene Höchsttemperatur lag am 20. August 1932 bei 36,7 Grad.

Kommentar: Rekord mit Folgen

Der 25. Juli 2019 geht in die münsterische Klimageschichte ein – er ist eine Zäsur, ähnlich wie der Jahrhundertregen, der vor fünf Jahren Münster heimsuchte. Das Starkregenereignis vom 28. Juli 2014 löste ein Maßnahmenprogramm zum Hochwasserschutz aus, dessen Umsetzung über 130 Millionen Euro kosten und erst in Jahrzehnten abgeschlossen sein wird.

Auch nach den jüngsten Hitzewellen dürfte sich einiges ändern. Neben dem Hochwasserschutz wird bei Bauvorhaben, aber auch bei der Sanierung bestehender Bauten der Schutz vor Hitze eine noch bedeutendere Rolle spielen. Beispielhaft ist der Ansatz der Stadt, im Oxford-Quartier – und künftig auch bei anderen Bauvorhaben –, Verdunstungsflächen für Regenwasser zu schaffen, um die Umgebungstemperatur zu senken. Die Zeiten großräumiger Versiegelungen sind vorbei.

Wie können Menschen in Zeiten des Klimawandels weiter unter zumutbaren Bedingungen in Münster leben und arbeiten, in Kitas spielen, in Schulen und Hochschulen lernen? Auf dem Papier gibt es schon lange viele Antworten auf diese große Zukunftsfrage – es ist höchste Zeit, sie konsequent umzusetzen. Martin Kalitschke

Seit einigen Jahren nehmen nicht nur die Meteo-group und der DWD im Bereich Münster regelmäßig Temperaturmessungen vor, sondern auch das Institut für Landschaftsökologie der WWU an der Heisenberg-straße. Hier wurde die bislang höchste Temperatur am 19. August 2012 registriert: 36,5 Grad. An diesem Donnerstag zeigte das Thermometer der WWU mit 37,6 Grad ebenfalls einen neuen Höchstwert an.

Der strahlende Sonnenschein trieb am Donnerstag nicht nur die Temperaturen in die Höhe. An der Ozon-Messstation an der Weseler Straße wurden am Nachmittag mehr als 210 µg/m³ registriert. Bei einem solchen Wert sollten Menschen Anstrengungen vermeiden und Sport in die Abendstunden verlegen. Der Alarmwert von 240 µg/m³ wurde jedoch nicht erreicht.

Hitzebedingte Notfälle in den Krankenhäusern

Pralle Sonne und enorme Hitze machen den Münsteranern zu schaffen. In der Notaufnahme des Franziskus-Hospitals gibt es aktuell deutlich mehr Patienten, wie Dr. Stephan Braune, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, sagt. Es werden  vermehrt ältere Menschen gebracht, die nicht genug Flüssigkeit zu sich nehmen. Dies liege oft daran, dass sie kein Durstgefühl haben. „Dann kann es gefährlich werden“, sagt Braune. Und mit einer Veränderung sei in den nächsten Tagen noch nicht zu rechnen: „Je länger es heiß bleibt, desto mehr Patienten werden wir bekommen.“

Die Patienten, die als hitzebedingte Notfälle eingeliefert werden, haben meist Kreislaufprobleme, eine Folge des Flüssigkeitsmangels. Erste Symptome dafür seien Kopfschmerzen und Müdigkeit, so der Facharzt. Aktuell habe man aber nicht so viele Patienten wie noch bei der ersten Hitzewelle Ende Juni: „Es scheint, als hätten die Menschen dazugelernt.“ Das Uniklinikum Münster verzeichnet laut einer Sprecherin nur sehr wenige hitzebedingte Notfälle. Anna Spielthoff

Heiß war es nicht nur am Boden – sondern auch in 1500 Metern Höhe. Dort lag die Temperatur bei 24 Grad. „Das habe ich noch nie erlebt“, so DWD-Mitarbeiter Thomas Gerwin gegenüber unserer Zeitung. „Und ich arbeite hier schon seit 30 Jahren.“ Damit lag der europäische Hitzepol am Donnerstag direkt über dem Westen Deutschlands.

Unterdessen hat die Stadt an die Bürger appelliert, auf das Grillen an Aasee, Kanal, Promenade und in den Parks zu verzichten und Zigarettenkippen nicht achtlos wegzuwerfen. Die Gefahr von Flächen- und Waldbränden sei durch die anhaltende Trockenheit stark gestiegen. „Selbst der kleinste Funkenflug kann zurzeit fatale Auswirkungen haben. Die Hitze verschärft die Situation täglich“, so Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer. Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes könnten bei Kontrollen vor Ort das Grillen untersagen. In den Wäldern gelte grundsätzlich von März bis Oktober Rauchverbot. Bei Verstößen drohten Bußgelder.

Bäume vertrocknen

Immer mehr Bäume im Stadtgebiet fallen den extremen Witterungsbedingungen zum Opfer. Eine etwa 15 Meter hohe Buche, die unweit der Aasee-Terrassen steht, ist in den vergangenen Wochen vertrocknet. Sie sei nicht mehr zu retten, so Stadtförster Hans-Ulrich Menke. Er geht davon aus, dass mindestens 300 bis 400 der rund 100.000 Stadtbäume diesen zweiten warmen und trockenen Sommer hintereinander nicht überstehen werden – „wahrscheinlich sogar noch mehr“. Martin Kalitschke

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