Vortragsabend in der Gemeinde St. Mauritz
Neues Buch zur Siedlungsentwicklung
Münster
Kartenmaterial ist eine trockene Angelegenheit? Nicht wenn aus alten Katasterkarten die Entwicklung eines ganzen Stadtteils abgelesen werden kann. Dieter Overhageböck bewies es jetzt am Beispiel Mauritz und des alten preußischen Urkatasters.
Der große Pfarrsaal in St. Mauritz war bestens gefüllt, als Kartograph Dieter Overhageböck sein neues Buch präsentierte. Auf Grundlage des Urkatasters zeichnete er die alten Karten der Gemeinde St. Mauritz neu und stellte sie der aktuellen Grundkarte gegenüber. Seit der ersten Vermessung 1826 veränderten sich in knapp 200 Jahren die Besitz- und Siedlungsverhältnisse im Osten Münsters zwischen Aa und Werse mitunter gewaltig. Hier und da sind allerdings auch lange Kontinuitäten festzustellen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
An einer genauen Vermessung von Grund und Boden war nicht nur der preußischen Regierung 1826 gelegen, betonte Dr. Thomas Tippach in seinem Einführungsbeitrag. Der Geschäftsführer des Historischen Seminars der Uni Münster stellte fest, dass niederländische Provinzen oder Napoleon in Frankreich schon vorher die Vorteile exakter Grenzziehungen für ihre Steuersysteme erkannt hatten.
Staatliche Vermesser von den Höfen gejagt
„Die Erfassung rechtlich verbindlicher Grundstücksdaten bringt bis heute Herausforderungen“, erklärte Dieter Overhageböck mit Verweis auf die aktuelle Grundsteuerreform. Das war zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht anders, als auch in St. Mauritz staatliche Vermesser von den Höfen gejagt wurden. Drei Jahre arbeitete er an seinem Buch, das die Eingemeindung von St. Mauritz nach Münster und damit die Verstädterung dieses Vororts in Karten anschaulich darlegt.
Mauritzer Wohlstand prägt heute die Stadt
Das Stift St. Mauritz war bereits wohlhabend, als es um 1850 ein Krankenhaus, ein Kinderheim, den Bahnhof oder ein Gefängnis und wenig später den Kanal erhielt – alles Einrichtungen, die die Stadt bis heute prägen, wie Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup in einem Resümee einordnete: „Schließlich zeigt das neu aufgelegte Urkataster auch, wie familiäre Kontinuitäten Münster und insbesondere St. Mauritz bis heute auszeichnen“, so die Leiterin der Abteilung Westfalen im Landesarchiv NRW.
Der Band wurde im Aschendorff-Verlag veröffentlicht. Neben St. Mauritz hat Dieter Overhageböck bereits die Innenstadt und Nienberge neu kartiert. Stadtarchivleiter Dr. Peter Worm leitete durch den Abend. Er kündigte an, im nächsten Jahr Overhageböcks Urkataster-Projekt in der Schriftenreihe des Stadtarchivs mit einem Band zu den Gemeinden Überwasser und Lamberti zu vervollständigen.
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