Uniklinik startet interdisziplinäres Angebot
Neues Center hilft trans*Personen
Münster
Lange hatten es Menschen, die sich im falschen Körper geboren fühlten, schwer, Hilfe zu finden. Die Uniklinik in Münster hat ein neues Zentrum installiert, das die Probleme löst. Dabei arbeiten verschiedene Medizin-Disziplinen eng zusammen.
Es ist nicht weniger als „ein Paradigmenwechsel in Gesellschaft und Medizin“, dem Universitäts-Professor Georg Romer und seine Mitstreiter Rechnung tragen wollen: Das Universitätsklinikum Münster (UKM) eröffnet ein interdisziplinäres Zentrum für die gesundheitliche Versorgung von trans*Personen. Es ist nach UKM-Angaben das erste seiner Art in Deutschland.
Bislang hatten Menschen, die sich im falschen Körper geboren fühlten, einen schwierigen Weg vor sich. „Es war für mich ein langer Lauf, überhaupt jemanden zu finden, der bereit war, sich mit mir zu beschäftigen“, verdeutlichte Ricarda Jasmin Schlia von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität am Freitag bei einem Pressegespräch. Viele angefragte Therapeuten sagten ab: keine Erfahrung mit dem Thema. Menschen wie Schlia, die lange verzweifelt mit einer „Geschlechtsinkongruenz“ lebten, mussten sich mühsam bundesweit Hilfe zusammensuchen.
Transgender blieben lange unverstanden
„Aber die Fachwelt hat verstanden, das Geschlechtsdiversität eine Normvariante der menschlichen Entwicklung ist und keine Krankheit“, erläuterte Romer als Sprecher des neu installierten „Center for Transgender Health“ (CTH). Deshalb sollen am CTH die verschiedenen medizinischen Disziplinen unter einem Dach ihre Hilfe anbieten.
Drei Säulen
Das Konzept ruht auf drei Säulen. Da ist zum einen die psycho-soziale Betreuung, die unter anderem die mitunter langwierigen Selbstfindungsprozesse begleitet. Eine zweite Linie ist die konservative Versorgung etwa mit Stimmtherapie und Hormonbehandlung. Komplett macht das Angebot die operative Versorgung, also chirurgische Eingriffe der geschlechtsangleichenden Operation.
Die Nachfrage steigt
Die Zahl der bekannt werdenden Fälle steigt unaufhörlich – nach Einschätzung von Romer auch ein Ergebnis der wachsenden Akzeptanz. Allein das UKM betreue schon jetzt etwa 2000 trans*Personen. „Das ist ein lebenslanger Prozess und den wollen wir auch so begleiten“, machte Prof. Dr. Tobias Hirsch, Co-Sprecher des CTH und Chefarzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Fachklinik Hornheide in Münster und Leiter der Plastischen Chirurgie am UKM, deutlich.
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