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Die neue Überwasserkirche

Offen, weit und viel Licht

Münster

Die Überwasserkirche ist fertig. Drei Jahre wurde sie renoviert – ein bemerkenswertes Kirchengebäude.

Gabriele Hillmoth

Neu renoviert: Die Überwasserkirche  Foto: Matthias Ahlke

Erste Besucher nutzen die Gelegenheit, schlüpfen durch die offene Tür und schauen sich in der Liebfrauen Überwasserkirche um. Auch Norbert Kleyboldt riskiert einen Blick. Der ehemalige Generalvikar ist angetan von der „neuen“ Überwasserkirche.

Ein Jahr lang blieb die älteste Pfarrkirche Münsters zu. Jetzt ist die Renovierung fast abgeschlossen. Zwei Bilder fehlen noch – und Kleinigkeiten wie Kerzenständer. Am Sonntag (20. November) feiert die Gemeinde die Neueröffnung.

Pfarrer Dr. Hans-Werner Dierkes ist stolz auf das Ergebnis der dreijährigen Sanierung, die sich von den Außenmauern bis in den Kirchenraum gezogen hat. Zuletzt leisteten Reinigungskräfte ganze Arbeit, um in der Kirche nach der staubigen Zeit wieder klar Schiff zu machen.

Verschwunden sind die dunklen Schmutzflecken auf dem Fußboden, die Kirche strahlt in neuem Glanz. Pfarrer Dierkes bedauert nur, dass im kommenden Jahr nun doch noch der Turm renoviert werden muss. Eingeplant war diese Maßnahme nicht. Genaue Untersuchungen des Mauerwerks aber lassen der Gemeinde keine Wahl. „Wir würden den Turm nicht für drei fehlerhafte Fugen renovieren“, sagt Dierkes.

Sanierungskosten von etwa vier bis fünf Millionen Euro

Eine halbe Tonne Steine sei vorsichtshalber vom Turm geholt worden, deutet Architekt Wolfgang Ubbenhorst den Umfang an. Die letzte Turmsanierung fand 1999 statt. Hausherr Dierkes rechnet – vorsichtig geschätzt – mit zusätzlichen Kosten von einer Million Euro. Nach Abschluss aller Arbeiten wird die Sanierung von Überwasser dann etwa vier bis fünf Millionen Euro verschlungen haben, wobei das Bistum einen großen Anteil übernimmt.

Das Ergebnis der Innenrenovierung überzeugt. Offen, weit und viel Licht, das war das Anliegen von Pfarrer Dierkes, als feststand, dass Überwasser renoviert werden muss. Das Gefühl von Enge und Dunkelheit ist verschwunden. Die ursprünglich eingebauten Quader, aus denen die Mauern bestehen, werden an einer Wand nur noch angedeutet. Alle anderen Flächen erhielten einen hellen Anstrich. Pfarrer Dierkes freut sich, dass sich die gotische Struktur der Kirche heute viel mehr abzeichnet.

Der letzte Anstrich des Gotteshauses erfolgte in den 1960er-Jahren. Insgesamt 18 Farb- und Putzschichten aus 700 Jahren wurden jetzt bei der Generalkur sichtbar. Wolfgang Ubbenhorst und sein Projektleiter, Andreas Fränzer, beschreiben das Ausmaß der Renovierung, bei der die Denkmalpfleger immer mit im Boot waren. Die Kirche hat sich stetig verändert, jede Generation hinterließ Spuren. „Ich habe das Gefühl, dass wir uns dem Erstzustand möglicherweise angenähert haben“, sagt Hans-Werner Dierkes.

Moderne Licht-Technik

Von drei Beichtstühlen steht nur noch einer im Kirchenraum. Zwei sind ins Archiv des Bistums ausgelagert, Sitzbänke wurden reduziert, um der Kirche Weite zu geben. Fenster im Chorraum wurden erneuert, alle anderen Fenster vom Dreck der Jahrzehnte befreit und ausgebessert. Ein neue Heizung war nach 30 Jahren fällig geworden. Überwasser erhielt unter Regie von Ingenieur Ulrich Doll den Anschluss an die Fernwärme und verabschiedete sich von einer alten Ölheizung.

Terminplan der Wiedereröffnung

Die Wiedereröffnung der Liebfrauen-Überwasserkirche am Sonntag (20. November) beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst. Der Jugend- und Kinderchor singt mit Gastsängern die Mainzer Messe von Thomas Gabriel. Im Anschluss trifft sich die Gemeinde zu Gespräche bei einem kleinen Imbiss, Kaffee und Kuchen im Pfarrzentrum, Katthagen 2.

Das Team der Kita St. Nikolaus und eine Gruppe von Messdienern sorgen für ein unterhaltsames Programm für die Kinder. Um 12.30 Uhr und um 13.30 Uhr haben Besucher die Möglichkeit an einer Führung durch die renovierte Kirche teilzunehmen, die Architekt Wolfgang Ubbenhorst anbietet. Der Gemeindeausschusses bittet um Kuchenspenden, die am Sonntag zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr im Pfarrzentrum abgegeben werden können.

Die neue Beleuchtung der Kirche erlaubt aufgrund ihrer modernen Technik sehr viel mehr Spielraum. LED-Leuchten, die gerade mal so viel Energie verbrauchen wie zwei Staubsauger, wurden eingebaut. Das Licht lässt sich dimmen und von der Sakristei aus steuern. Selbst die Glocken können von dort in Gang gesetzt werden.

Bunte Beleuchtung

Vorbei ist die Zeit eines wuchtigen Schaltkastens. Licht- und Raumkünstler Mario Haunhorst tippt auf einen Laptop. Innerhalb von sechs Sekunden fährt das Licht hoch. 15 verschiedene Einstellungen sind programmiert. Bunt wird es beispielsweise bei Taizé-Gebeten in Überwasser.

Nur mit der Reinigung der Orgel möchte die Gemeinde noch warten, sagt Ferdinand Garske vom Kirchenvorstand. Momentan sei es dafür in der Kirche zu feucht. Warten muss die Gemeinde auch auf ein Maria Himmelfahrtsbild, das 15 Quadratmeter groß ist und komplett gereinigt wird.

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