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West-Östlicher Diwan auf dem Domplatz

Orient und Okzident im Einklang

Münster

Die Kulturveranstaltung „West-Östliche Diwan“ zeigte am Wochenende auf dem Domplatz einmal mehr das Verschmelzen der Kulturen. Die Finanzierung einer Wiederholung der beliebten Veranstaltung ist bislang allerdings noch nicht gesichert.

Von Andreas Hasenkamp

Musiker mit arabisch-türkischen Kompositionen, ein Kiepenkerl aus Ochtrup und Syrien, ein Kurde nebst Oberbürgermeister Lewe und Organisator Thomas Nufer auf einer von 17 Teppichinseln des „Diwan“ (oben li.). Viele Facetten hatte der West-Östliche Diwan am Samstagabend und am Sonntag auf dem Domplatz. Foto: Oliver Werner

Der „West-Östliche Diwan“ erlebte am Samstagabend und Sonntagnachmittag seine dritte gut besuchte Auflage. Zwei große Figuren aus Pappmaché mitten auf dem Domplatz stehen für diesen Namen und den Gedanken, Goethe und Hafiz, der Poet, der Goethe zum Verfassen des „Diwan“ inspirierte.

Auf dem Domplatz helfen am Sonntag zwei Kurden einem jungen Mann, das Gürteltuch um den Kaftan zu wickeln – hier auf Teppichinsel 14 will die Gruppe „Koma Azadî“ tanzen. Auf Teppichinsel 17 spielen bereits Rimonda Nana die Qānūn und Badee Hindi die Geige; für ein Foto kommt der Leineweber-Verein aus Ochtrup herüber – und flugs gesellen sich andere dazu, ein Kurde und Thomas Nufer, künstlerischer Leiter des „Diwan“.

Ein syrischer Kiepenkerl

Vom „Verschmelzen“ der Kulturen, das Nufer so begeistert, seit 2018 immer neue Vertreter der Kulturen für den „Diwan“ zu gewinnen, davon kann der Kiepenkerl aus Ochtrup erzählen. Der heißt nämlich Shêku Sido, kam 2015 aus Syrien und stand eines Tages im Museum des Vereins, weil er, gelernter Schneider, hier auf Arbeit hoffte. Er blieb und geht nun mit der Schneider-Kiepe mit.

Direkt an der Mauer des Doms steht eine Schultafel: Amine el Adel liest einen deutschen Text vor und lässt die Zuhörer raten, wie viele Wörter aus dem Arabischen darin vorkommen: 13, 15, 18 – es seien 25: „Mokka“ ist einfach zu erkennen, „Tasse“ nicht, und dann gibt es noch viele wie „Zucker“, „Kandis“, „Spinat“ und „Sorbet“. Auch „Alkohol“ und „Algorithmus“.

Henna-Malerei und Klezmermusik

Kalligrafie und Henna-Malerei auf Händen, Töpfern von Köpfen von Fouad Kayalie aus Damaskus, Klavier-Improvisationen über abendländische Kadenzen, Klezmermusik, Musik von nordsyrischen Kurden, „Les Fleurs de Zyriab“, Alphornbläser aus den Baumbergen, Kalligraphie mit Omar Ayobi aus Afghanistan gibt es, und jüdische Geschichten, vorgelesen von Oberbürgermeister Markus Lewe, Hannes Demming, Said Samar und Ex-Polizeichef Hanno Kuhlisch.

Insgesamt kommt Nufer auf 29 Darbietungen. Leider sei weniger Westliches und Westfälisches dabei, froh sei er, dass die Ochtruper erneut mitmachten. Das Westfälische, auch das Essen, sei zuvor schon nicht auf großes Interesse gestoßen, bedauert Nufer, der Baden-Württemberger.

Zufrieden mit dem Angebot ist Ismet Nokta, er ist im Vorstand des veranstaltenden Eine-Welt-Forums und Mitglied des Integrationsrats. Bei vielen internationalen Veranstaltungen seien Mi­granten mehr unter sich, meint er.

Der „Diwan“ sei vor allem eines: „weltoffen“. Die Finanzierung für eine Wiederholung fehlt allerdings bislang, Landesmittel gebe es nicht mehr.

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