Lesung von Bela B. im Cineplex
Party im Panoptikum
Münster
Trommelwirbel aus Worten: Bela B. Felsenheimer, Schlagzeuger von der Band „Die Ärzte“, hat am Mittwochabend vor rund 600 Zuschauern im Cineplex aus seinem Debütroman „Scharnow“ gelesen. Nicht, ohne Anekdoten zu erzählen und Alkohol auszuschenken.
Rhythmisches Klatschen, Countdown, „Bela-Bela“-Sprechchöre: Das Publikum im ausverkauften Saal fünf im Cineplex ist ungeduldig. Obwohl Bela B., Schlagzeuger der Band „Die Ärzte“, am Mittwochabend pünktlich auf die Bühne kommt, können die rund 600 Menschen in den Kinosesseln ihre Vorfreude nur schwer im Zaum halten. Dabei hat der 56-Jährige diesmal gar keine Trommelstöcke dabei, sondern seinen Debütroman „Scharnow“.
Sänger, Drummer, Schauspieler, Comicverleger, Moderator, Hörbuchsprecher und jetzt Schriftsteller: Der Berliner Tausendsassa führt mit der Veröffentlichung seines ersten Romans konsequent weiter, was er immer gemacht hat – sich neu erfinden.
Aus dem Alltag eines 4200-Seelen-Dorfes
Doch eignet er sich auch als Autor? Den Reaktionen des münsterischen Publikums nach zu urteilen, ist ihm mindestens mal ein unterhaltsames Erstlingswerk gelungen. Der Neu-Schriftsteller, der sich als solcher Bela B. Felsenheimer – eine Kombination seines Künstler- und seines Nachnamens – nennt, hat einen Roman aus oft witzigen, meist realistischen Episoden in kurzen Kapiteln geflochten, die aus dem Alltag des brandenburgischen 4200-Seelen-Dorfes „Scharnow“ erzählen. Vor dieser Kulisse wird eine Armada von skurrilen Typen zum Panoptikum. Wie beispielsweise das stets saufende Quartett, das splitterfasernackt einen Supermarkt im Ort überfällt.
Eine ziemlich durchgeknallte Episode
Diese ziemlich durchgeknallte Episode kommt beim Publikum am besten an. Nicht nur, weil der Autor die Geschichte für die Gäste mit dem Ausschank von Korn-Fanta, dem Hauptnahrungsmittel der Figuren, unmittelbar erfahrbar macht. Sondern vor allem deshalb, weil das Gelesene auf der riesigen Kinoleinwand mit Comics und aus den Boxen mit Tonsequenzen (gesprochen von der Münsteranerin Silke Super) stark flankiert wird.
Allemal tragen die Anekdoten zur Kurzweil an diesem Abend bei: Bela B. habe gehört, dass Ferdinand von Schirach auf der Buchmesse sein Buch gekauft habe. „Die spüren jetzt meinen Atem im Nacken“, scherzt Bela B., ehe er die Autogrammstunde eröffnet.
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