Prof. Borchardt stellt Abschlussgutachten zum Fischsterben vor
Patient Aasee wird engmaschig überwacht
Münster
Knapp vier Jahre liegt das Fischsterben im Aasee zurück. Am Dienstag kam der Gewässerexperte Prof. Dietrich Borchardt aus Magdeburg nach Münster, um sein Abschlussgutachten vorzustellen.
„Kein Gewässer wurde und wird so gut untersucht wie der Aasee.“ Als Stadtbaurat Robin Denstorff bei einem Pressegespräch am Dienstagnachmittag diese Bemerkung machte, da nickte Prof. Dr. Dietrich Borchardt neben ihm eifrig mit dem Kopf: „Ja, das stimmt.“ Prof. Borchardt muss es wissen. Der Magdeburger gilt als führender Gewässerexperte in Deutschland, und er selbst war es, der nach dem verheerenden Fischsterben am 8. und 9. August 2018 im Aasee die Untersuchung leitete.
Als Borchardt seinen Abschlussbericht vorstellte, lobte er die Intensität, mit der die Stadt Münster auch vor der Katastrophe bereits den See überwacht habe. Seit dem Fischsterben selbst sei so viel Datenmaterial zusammengetragen worden, dass Münster in dem von Borchardt geleiteten Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung einen großen Beitrag zur Grundlagenforschung leiste.
Rapide sinkender Sauerstoffgehalt
Der Wissenschaftler skizzierte noch einmal das verhängnisvolle Zusammenwirken verschiedener Faktoren, das im Aasee zum Fischsterben führte: Anhaltende Trockenheit, hohe Wassertemperatur, starkes Algenwachstum, ein zu großer Fischbestand, eine ungünstige Verteilung der Fischarten – und dann plötzlich ein rapide sinkender Sauerstoffgehalt.
„Aus wissenschaftlicher Sicht war das erwartbar“, sprach Prof. Borchardt den Klimawandel an, der auch in unseren gemäßigten Breitengraden zu „blockierenden Wetterlagen“ führe. Für die Natur, auch für Gewässer, stellten beispielsweise anhaltende Hitzeperioden eine starke Belastung dar.
Gemeinsam mit Berthold Reloe, der im Amt für Mobilität und Tiefbau den Aasee federführend „betreut“, stellte Prof. Borchardt das Maßnahmenpaket vor, mit dem man ein vergleichbares Fischsterben in der Zukunft verhindern möchte.
Kommentar: Trauma überwinden
Kurzfristig: Engmaschig werden alle relevanten Daten, die auf einen „Infarkt“ hinweisen könnten, zusammengetragen. Werden bestimmte Parameter überschritten, werden an drei Stellen im Aasee zwölf Lüftungsmaschinen angestellt, die Sauerstoff in den See pumpen.
Mittelfristig: Zwei Mal im Jahr kommt ein Berufsfischer aus Karlsruhe nach Münster (Reloe: „Es ist nicht einfach, heute noch einen Berufsfischer zu finden“). Dessen Aufgabe besteht darin, den Fischbestand zu regulieren.
Nährstoffe gelangen über die Aa in den Aasee
Langfristig: Der Nährstoffeintrag über die Aa in den Aasee soll reduziert werden. Das gilt für Dünger, der von landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgeschwämmt wird und in die Aa gelangt. Das gilt aber auch für mit Stickoxiden belastetes Regenwasser.
Video in Kooperation mit dem WDR-Landesstudio Münster:
Startseite