Offene Ganztagsschule
Politik trifft Realität
Münster
In Münster besuchen rund 60 Prozent der Grundschulkinder eine offene Ganztagsschule. Doch die Betreuung dort lässt bei vielen Eltern noch Wünsche offen. Das wurde deutlich, als Vertreter von Elternverbänden und Initiativen sich mit Kommunalpolitikern austauschten.
60 Prozent der Grundschulkinder in Münster besuchen die Offene Ganztagsschule, Tendenz steigend. Die Nachfrage der Eltern ist groß, aber ihr Anspruch an die pädagogische Betreuung oft unbefriedigt. So stellt sich für Birgit Völxen, Geschäftsführerin der Landeselternschaft Grundschulen, die Gemengelage in Sachen Offene Ganztagsschule, kurz OGS, dar.
Das Familienforum Münster, in dem Initiativen wie Stadtelternrat, Jugendamtselternbeirat, aber auch der Paritätische Wohlfahrtsverband zusammengeschlossen sind, hatten am Dienstagabend mit Blick auf die Kommunalwahlen zu einer Debatte über die OGS in die Räume des Paritätischen eingeladen. Das Motto des Abends: Politik trifft Realität.
Von Seiten der Politik waren Vertreter von SPD, Grünen, FDP, ÖDP und Piraten der Einladung gefolgt, „denn die Gestaltung der offenen Ganztagsschule ist eindeutig ein Thema der Kommunalpolitiker“, wie Völxen verdeutlichte. Sie entscheiden über die Entlohnung des Personals oder über Raumstandards in der OGS.
Letztere sollten in Münster mit Blick auf die hohe Nachfrage nach Plätzen abgesenkt werden. Die bereits eingebrachte Vorlage zog die Verwaltung wieder zurück – „vorerst“, wie Beate Heek vom Verband „Eltern helfen Eltern“ bemerkte. Eine gut gestaltete OGS brauche aber auch Rückzugsräume für die Kinder, wie sie etwa Kitas bereithielten. Doch Räume in den Schulen sind aus Kosten- und Organisationsgründen nicht unendlich vermehrbar – diese Diskussion ist aus den städtischen Ausschüssen und dem Rat bekannt. Christoph Kattentidt, grünes Ratsmitglied, warnte davor, die Standards generell abzusenken, betonte aber auch, man müsse realistisch bleiben und im Einzelfall entscheiden. Willi Schriek von der FDP sieht die Raumfrage weniger kritisch – die Entwicklung der OGS in Münster ist für ihn ein Erfolgsmodell.
Ein Indiz für eine bei aller Kritik doch relativ gute Qualität der Betreuung ist die Geldsumme, die in Münster für die OGS ausgegeben wird. Mit gut 2000 Euro pro Platz und Jahr liegt die Kommune NRW-weit knapp hinter Spitzenreiter Düsseldorf, wo noch etwas mehr Geld erübrigt wird. Andere Kommunen im Land geben nur 1400 Euro pro Platz und Jahr aus, so Birgit Völxen.
Ein wichtiger Wunsch vieler Eltern an die OGS: Sie wünschen sich mehr Flexibilität bei den Betreuungszeiten. Völxen: „Viele Eltern möchten nicht, dass ihre Kinder fünf Tage in der Woche bis mindestens 15 Uhr in der Schule bleiben.“ Dies nämlich sieht ein Erlass des Landes vor. Es müsse möglich sein, dass Kinder an einzelnen Tagen einem besonderen Hobby nachgehen oder auch nur einmal in der Woche mit Vater oder Mutter zu Mittag essen könnten. Der Wunsch nach mehr Flexibilität sei auch für viele Eltern Grund, lediglich die Über-Mittag-Betreuung zu wählen, sagte Elke von Zeddelmann für den Arbeitskreis des Schulpflegschaftsvorsitzende der Grundschulen in Münster.
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