"1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland"
Angehender Rabbiner spricht in evangelischer Kirche
Münster
Eine Premiere gibt es im Mai in der evangelischen Jakobuskirche: Zum ersten Mal hält hier ein angehender Rabbiner die Predigt. Mit der Veranstaltung endet in Münster das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Ein jüdischer Geistlicher predigt in einer christlichen Kirche: „Das“, sagt Levi Israel Ufferfilge, „hat es in Münster noch nicht gegeben“.
Und so ist das, was am 29. Mai (Sonntag) um 10 Uhr in der evangelischen Jakobuskirche in der Aaseestadt geplant ist, eine Premiere. Die Predigt des angehenden Rabbiners Ufferfilge stellt zugleich den münsterischen Abschluss des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ dar.
Jubiläumsjahr ist „ein Erfolg“
Bis dahin wird es noch eine Reihe weiterer Veranstaltungen geben, Levi Ufferfilge und Martin Mustroph, Pfarrer der Thomasgemeinde, stellten sie am Mittwoch vor. Sie reichen von einem hochkarätig besetzen Konzert mit jüdischer Musik aus verschiedenen Jahrhunderten (20. März) über einen jüdisch-christlichen Dialog mit Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens (23. März) bis zu einem Vortrag über Antisemitismus (24. Mai; siehe Kasten). Das Jubiläumsjahr hatte 2021 begonnen, war aber verlängert worden, da viele Veranstaltungen wegen der Corona-Lage nicht stattfinden konnten.
Bereits jetzt bewertet Levi Israel Ufferfilge das Jubiläumsjahr als Erfolg. Er berichtet von vielen Besuchern – auch in Gegenden Deutschlands, in denen jüdisches Leben bislang kaum ein Thema gewesen sei. Über etliche Themen sei zum ersten Mal überhaupt im größeren Rahmen gesprochen worden – zum Beispiel persische oder afghanische Juden in Deutschland. „Es gab viele ,erste Male‘ im Jubiläumsjahr“ – darunter seine Predigt in der Jakobuskirche, wie er betont.
Ufferfilge hält Predigt zwei Mal
Martin Mustroph, zugleich evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, hebt hervor, dass das Judentum im zurückliegenden Jahr nicht als „Phänomen der Vergangenheit“ behandelt worden sei. Auch wenn der Holocaust untrennbar mit der jüdischen Geschichte in Deutschland verbunden sei – „das Judentum ist weit mehr, und das ist im Jubiläumsjahr deutlich geworden“. Ebenso deutlich sei geworden, was für ein bedeutender Teil der münsterischen Stadtgesellschaft es sei.
Die Predigt in der Jakobuskirche wird Ufferfilge übrigens zwei Mal halten – zum ersten Mal am Schabbat (28. Mai) in der Synagoge.
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