Schwerer Unfall in Oberbayern
Reisebus aus Münster verunglückt: Zahl der Schwerverletzten gestiegen
Münster/Inzell
Schwerer Unfall auf dem Weg in den Skiurlaub: Ein Reisebus mit 60 Teilnehmern einer Skifreizeit eines Reiseveranstalters aus Münster ist am Samstagmorgen im oberbayerischen Inzell verunglückt. Die Zahl der Verletzten ist gestiegen.
Ein Reisebus mit 60 Teilnehmern einer Skifreizeit des Reiseveranstalters „Ski4Friends“ aus Münster ist am Samstagmorgen im oberbayerischen Inzell verunglückt. An Bord waren nach Auskunft der Stadt Münster Menschen im Alter zwischen neun und 68 Jahren – hauptsächlich Familien mit Kindern.
Die Zahl der Verletzten ist seit Samstag gestiegen. Die Polizei zählte nach Rückmeldungen aus den Krankenhäusern der Gegend am Sonntag insgesamt 52 Verletzte. Unter den Opfern seien 14 Schwerverletzte - davon eine Person auf der Intensivstation. Der 58-jährige Fahrer sei leicht verletzt worden. Unverletzt seien neun Menschen geblieben.
Der Organisator der Skifreizeit, Dieter Schmitz, ist mit leichteren Blessuren und einem Schleudertrauma davongekommen, wie er sagt, und sitzt gegen Mittag mit anderen Leichtverletzten in einer Turnhalle im Eislaufzentrum Inzell. „Wir haben noch viel Glück bei diesem Unglück gehabt“, sagt er gefasst, während Mitarbeiter von Hilfsorganisationen die Verunglückten betreuen.
Reisebus kippt Böschung hinunter
„Einige stehen unter Schock“, berichtet Schmitz, der selbst Erfahrung als Katastrophenschutzhelfer bei den Maltesern hat. Wie kam es zu dem Unglück, das über Stunden die Schlagzeilen in den Online-Portalen beherrscht? „Gegen 7.30 Uhr sind wir aufgeschreckt, weil der Bus plötzlich von der Straße abkam“, erinnert sich Schmitz. Dann ging alles sehr schnell. Der Doppeldecker sei nach rechts eine mehrere Meter hohe Böschung hinuntergekippt und auf einer Wiese gelandet. Fahrgäste wurden durch den Bus geschleudert, Scheiben barsten.
Aufgrund der Spuren vor Ort und ersten Befragungen ging die Polizei nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass der weiß-graue Bus ohne Fremdbeteiligung von der Straße abkam. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zur Unfallursache übernommen.
Zu den Lenkzeiten des Fahrer machte die Polizei zunächst keine Angaben. Auch nicht zur Frage, ob es einen zweiten Fahrer gab. Das Busunternehmen hat seinen Sitz laut Polizei in Beckum im Landkreis Warendorf (NRW). Es wollte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur keine Auskunft geben.
Unglück geschah nur eine Stunde vor dem Ziel
„Wir waren nur eine Stunde vor dem Ziel – dem Gletscher-Skigebiet Kitzsteinhorn bei Kaprun“, berichtet Schmitz. Am Vorabend um 19.15 Uhr waren die 60 Skifans mit dem Fahrer eines Beckumer Busunternehmens vom Schulzentrum Kinderhaus aus gestartet. Am Steuer habe bei dem Unfall der zweite Busfahrer gesessen, der laut Schmitz vor Mitternacht zugestiegen sei. Nicht lange vor dem Unglück habe es noch eine Pause gegeben.
Während die Ermittlungen der Polizei zur Unfallursache auf der Bundesstraße 306 am Ortsausgang von Inzell (Landkreis Traunstein) andauern, werden einige der Verletzten bereits wieder aus Krankenhäusern entlassen und treffen in der Turnhalle ein, in der die Verunglückten auch seelsorgerisch betreut werden.
Auch Skifans aus dem Münsterland im Bus
„Einige haben sich entschlossen, noch am Nachmittag nach Hause gebracht zu werden“, erzählt Schmitz, der in Kinderhaus auch als Leiter des Jugendzentrums Wuddi bekannt ist. Bei dieser Skifreizeit habe es sich aber um eine offene Sportfreizeit für jedermann gehandelt. Nicht nur Münsteraner, auch einige Skifans aus dem Münsterland saßen demnach im Bus.
Die Szenen nach dem Umkippen und dem Aufprall des Busses hat Schmitz immer vor Augen. „Ich bin in den Fußraum des Busfahrers geschleudert worden.“ Weil er gerade etwas regeln wollte, sei er nicht angeschnallt gewesen. Zum Glück seien aber die meisten anderen Fahrgäste durch Gurte gesichert gewesen. Schmitz: „Deshalb wurde auch wohl niemand nach draußen geschleudert.“ Als der Bus auf der Seite liegt, helfen sich die Verunglückten gegenseitig, sich aus den Gurten zu befreien.
Auch am Sonntag bringt er sich per Handy immer wieder auf den aktuellen Stand. Einige Verletzte können am Nachmittag die Krankenhäuser wieder verlassen. „Von den sechs Personen, die jetzt noch in Krankenhäusern unter anderem in Traunstein und Bad Reichenhall sind, sollen fünf morgen entlassen werden“, weiß Schmitz. Einige Reisende haben sich im Laufe des Sonntags per Bahn auf den Weg zurück nach Münster gemacht. In der Nacht von Sonntag auf Montag werden weitere Rückreisende per Bahn in Münster erwartet.
Laut Feuerwehr waren nach dem Unglück Hunderte Rettungskräfte aus der Region und sechs Hubschrauber im Einsatz. Die Bundesstraße wurde vollständig gesperrt. Für die Bergung des Busses wurde schweres Gerät herangebracht.
Lewe sichert Unterstützung zu
„Meine Gedanken begleiten die Verletzten und deren Angehörige“, sagte Oberbürgermeister Markus Lewe, der am frühen Morgen von dem Unglück erfahren hatte. „Wir werden die bayerischen Behörden bestmöglich unterstützen und von Münster aus alle erforderlichen Maßnahmen veranlassen.“ Die Angehörigen seien laut der am Unfallort federführenden Polizeidienststelle bereits informiert.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte sich bestürzt: «Wir sind in Gedanken bei den Mitgliedern der Reisegruppe aus dem Münsterland. Danke den Behörden vor Ort für die Hilfe. Ich wünsche allen Verletzten gute Besserung», schrieb er auf Twitter.
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