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Tausende Kostümierte säumen beim Umzug den Rand

„Endlich wieder Karneval!“

Münster

Endlich! Nach drei Jahren ohne Umzug, feierten die Münsteranerinnen und Münsteraner ausgelassen am Rande des Rosenmontagsumzugs – ganz gleich, ob Baby oder Stadtprinz von 1973.

Tausende säumten den Straßenrand, als der Rosenmontagszug durch die Stadt zog. Foto: Pjer Biederstädt

Das blaue Monster Zsofia tippelt schon von einem Bein aufs andere, Froschkönig Magor macht große Augen, und die kleine Piratin Ellie versucht in der Ferne den ersten Wagen zu erspähen. Doch noch ist vom Umzug nichts zu sehen. Mit ihren Müttern Csilla Bíró und Anne Grewe stehen sie voller Vorfreude an der Bergstraße, Ecke Tibusstraße. „Endlich wieder Karneval“, sagt Anne Grewe und spricht damit tausenden Umstehenden aus dem Herzen.

Die fünfköpfige Gruppe ist aus Horstmar angereist, wo sie am Samstag schon bei einer Karnevalssitzung gefeiert hat. „Nach so langer Durststrecke ist es schön, dass wir wieder feiern können. Ich glaube, es tut den Menschen einfach gut, in diesen schwierigen Zeiten etwas Fröhlichkeit zu erleben“, sagt Anne Grewe. Ihre Freundin Csilla Bíró freut vor allem, dass es mit den Kindern so entspannt hier ist. Die gebürtige Ungarin erzählt, dass es in ihrer Heimat gefährlicher sei, weil dort traditionell Strohpuppen angezündet würden.

Stimmung kocht über

Von Feuer keine Spur, dennoch kocht die Stimmung plötzlich über: Die ersten Wagen kommen, die Bonbons prasseln im Minutentakt auf den Asphalt, und die kleinen Hände der Prinzessinnen, Cowboys und Dinosaurier können gar nicht so schnell kauen und verstauen, wie neue Kamelle vom Himmel regnet. Die Baby-Giraffe Mio schert sich nicht um Kamelle. Der gerade einmal drei Monate alte Mini-Narr schaut sich den Trubel am Bült lieber vom väterlichen Arm aus an. Helge Borgmann aus Münster ist viele Jahre nicht mehr beim Rosenmontagsumzug gewesen, doch weil er so lange nicht stattfinden konnte und weil die Elternzeit es ihm erlaubt, ist er heute nicht nur Papa, sondern auch Panda.

Rosenmontag 2023 Foto: Pjer Biederstädt

Bester Blick für Seniorinnen und Senioren

Dass Karneval längst nicht nur etwas für junge Jecken ist, beweist die Stimmung auf der Bühne der Seniorenresidenz Tibusplatz. „Anlässlich des 30-jährigen Bestehens“, erzählt Geschäftsführer Marco Wittebrock, „haben wir unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mit dieser Bühne eine Freude machen wollen.“ Und das ist absolut gelungen. Auf den leicht erhöhten Bühnenplätzen sehen die Seniorinnen und Senioren die vorbeiziehenden Wagen hervorragend, schunkeln eifrig mit und trinken das eine oder andere Gläschen Sekt. Nur vor den aus nächster Nähe abgefeuerten Kamelle-Geschossen müssen sich die Residenz-Bewohner so manches Mal in Acht nehmen. Sie nehmen es mit Humor, genau wie Ehrengast Horst Newels, der vor 50 Jahren Stadtprinz war.

Erst drei Monate alt und schon mitten drin beim Rosenmontagszug: Mio, die kleine Giraffe. Foto: Pjer Biederstädt

Karnevalsmuffel in der Pflicht

Wohl niemals Karnevalsprinz wird wohl David Classen. Denn der Münsteraner findet Karneval eigentlich ziemlich grausam. Für einen Karnevalsmuffel ist er jedoch ziemlich aufwendig kostümiert, mit großen Totenkopfohrringen, Zylinder und Schminke im Gesicht, so wie sie es in Mexiko am Tag der Toten (Día de los muertos) tragen. Wie passt das nur zusammen? „Was soll ich machen? Ich habe eine Rheinländerin geheiratet“, sagt Classen.

David Classen ist zwar Karnevalsmuffel, hatte aber trotzdem ein tolles Kostüm. Foto: Pjer Biederstädt

Es muss ein besonderes Karnevalsjahr sein, wenn sogar die Anti-Karnevalisten mitfeiern. Ausgelassen tanzen Banane und Clown zu jecken Songs, auch als der letzte Wagen den Bült längst passiert hat. Für Tanja Millberg ist es der „schönste Rosenmontagszug seit ganz vielen Jahren, weil mein närrischer Akku einfach so lange aufladen konnte und die Energie heute endlich raus darf.“

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