Aktion Arschloch
"Rudelsingen": Flashmob gegen Fremdenfeindlichkeit in Münster
Münster/ Baden-Baden - Es ist das Chart-Revival des Jahres: Der Anti-Neonazi-Song „Schrei nach Liebe“ der Ärzte - der populären Berliner Punkrockband - hat 22 Jahre nach seiner Veröffentlichung wieder Platz 1 der Charts erobert. Möglich wurde das musikalische „Comeback“ durch die medienwirksame bundesweite „Aktion Arschloch“. In Münster findet zur Aktion am Samstag ein „gesanglicher“ Flashmob statt.
Am Dienstag teilte das Marktforschungsunternehmen Media Control mit, dass der 1993 veröffentlichte Song an die Spitze der Hitparade gestürmt war. Gepusht wurde der Hit in den vergangenen Wochen durch die Initiative „Aktion Arschloch“, die damit ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen will. Initiator ist Gerhard Torges,ein Musiklehrer aus Georgsmarienhütte. Aufgefordert wurden über verschiedene Online-Netzwerke, den Song zum Beispiel online zu kaufen oder sich das Lied bei Radiosendern zu wünschen.
Unabhängig von den Initiatoren ist ein bundesweiter Flashmob geplant. Bis jetzt machen 24 Städte mit - und auch Münster ist dabei. Die Münsteranerin Sarah Schütte (32) ist in der Domstadt federführend: Sie organisiert den Flashmob vor dem Friedenssaal. In Anlehnung an die „Aktion Arschloch“ sollen Samstag (12.9.) um 12 Uhr Münsteraner vor dem Rathaus das Lied „Schrei nach Liebe“ anstimmen. Münsteraner sollen mitmachen, erklärt Schütte, weil „ein Zeichen für eine tolerante Welt - mit einem gemeinsamen Lied - zu setzen, richtig Spaß machen kann.“
Bestärkt von den Demonstrationen gegen Pegida hofft Schütte, die als Trainings- und Quality Managerin arbeitet, viele Münsteraner für die Aktion begeistern zu können. Sie wünscht sich, dass es ein klassischer Flashmob wird: „Spontan zusammenkommen, singen und wieder auseinandergehen.“
Bis Freitagmittag hat das über Facebook angekündigte „Rudelsingen“ schon über 500 Zusagen erhalten. Aufgrund der erwarteten Teilnehmerzahl hat die GEMA, die Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, eine Gebührenberechnung angekündigt. Der lokale Radiosender Antenne Münster vermeldete über Facebook am Freitagmorgen, dass er die GEMA-Forderungen übernehmen wird.
Wer kann, soll für das gemeinsame Singen in Münster Songtexte ausdrucken und zum Friedenssaal mitbringen. Im Refrain heißt es: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt dich zu artikulieren. Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit ... Arschloch!"
Die Ärzte selbst unterstützen die Initiative „Aktion Arschloch“ und erklären, sie fänden „es gut und wichtig, dass im Radio Stellung bezogen wird". Sie haben angekündigt, alle Einnahmen aus dem Song an die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl zu spenden und „wünschen allen Nazis und ihren Sympathisanten schlechte Unterhaltung“.
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