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Chronik

Schock in Münster: Tödliche Messerattacke auf dem Send

Münster

Der Frühjahrssend in Münster ist in Schockstarre geendet: Ein 31-jähriger Münsteraner ist bei einer Messerattacke tödlich verletzt worden. Der dringend tatverdächtige Yevgeni A. sitzt in Untersuchungshaft. Die Ereignisse im Überblick.

Von Niklas Wieczorek, Dirk Anger, Ralf Repöhler, Stefan Biestmann, Christian Althoff, Jonas Wiening und Anna Spliethoff

  • Am 18. März (Samstag) wurde auf dem Send in Münster ein 31-Jähriger durch einen Messerstich getötet.
  • Der Frühjahrssend wurde daraufhin abgebrochen und damit einen Tag früher als geplant beendet.
  • Nach einer Öffentlichkeitsfahndung hat sich der Tatverdächtige Yevgeni A. vier Tage nach der Tat am 22. März (Mittwoch) der Polizei gestellt.

Der Frühjahrssend in Münster ist in Schockstarre geendet: Ein 31-jähriger Besucher der Kirmes ist am Abend des 18. März (Samstag) durch einen Messerstich getötet worden. Die Tat ereignete sich um kurz nach 22 Uhr. Bereits am Mittag des Folgetages hat eine Mordkommission der münsterischen Polizei die Ermittlungen in dem Fall übernommen.

Tödliche Attacke auf dem Send: Das ist passiert

Vor dem Fahrgeschäft „Shake“ an der Mittelachse des Schlossplatzes war es am Vorabend des letzten Send-Tages zu der tödlichen Attacke gekommen. Der Tatverdächtige soll mit dem 31-jährigen Opfer in einen Streit geraten sein. In der Folge soll er mit einem Messer auf sein Gegenüber eingestochen haben. Der Tatverdächtige flüchtete vom Tatort und blieb mehrere Tage verschwunden.

Ein Bestatter bringt den Toten mit einer Bahre in sein Fahrzeug. Ein 31 Jahre alter Mann ist nach einer Auseinandersetzung auf dem Send in Münster mit einem Messer niedergestochen worden und gestorben.  Foto: Nord-West-Media

Trotz sofort eingeleiteter Reanimation verstarb der 31-jährige Familienvater Behördenangaben zufolge noch am Tatort. Der Mann war Münsteraner und soll in Begleitung seiner Lebensgefährtin und eines kleinen Jungen auf dem Send gewesen sein. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen sich Täter und Opfer nicht gekannt haben.

Der Bereich rund um das Karussell wurde sofort umfangreich abgesperrt. Rettungsdienst und Feuerwehr waren nach Auskunft des städtischen Ordnungsdezernenten Wolfgang Heuer schnell mit insgesamt 23 Einsatzkräften vor Ort. Sechs Personen wurden nach der Tat durch die Notfallbegleitung betreut. Nach Informationen unserer Redaktion ist am Abend ein erster Notruf um 22.08 Uhr bei der Polizei eingegangen.

Send wird nach Messerattacke abgebrochen

Der Send, der am Samstag eigentlich bis Mitternacht gehen sollte, wurde eine halbe Stunde früher, gegen 23.30 Uhr, auf Veranlassung des städtischen Ordnungsamtes abgebrochen. Am Folgetag (Sonntag, 19. März) wurde der Send vorzeitig beendet – einen Tag früher als geplant. Bereits früh an jenem Sonntag haben die Schausteller begonnen, ihre Fahrgeschäfte und Stände abzubauen.

Düstere Stimmung auf dem Send in Münster nach dem Abbruch. Foto: Niklas Wieczorek

Oberbürgermeister Lewe „tief geschockt“

Oberbürgermeister Markus Lewe zeigte sich schon in der Nacht „tief geschockt“ von der Tat. Am Sonntagnachmittag entzündete er am Ort des fürchterlichen Geschehens eine Kerze. „Wir sind fassungslos, in einer Stadt wie Münster, die ja eigentlich den Frieden kennt, so etwas erleben zu müssen“, sagte Lewe, begleitet von seiner Frau Maria. „Unsere Trauer ist bei den Angehörigen, bei den Freunden, bei den Menschen, die das miterlebt haben, bei den Schaustellern.“ 

Gemeinsam mit Lewe versammelten sich an jenem Sonntagnachmittag etwa 200 Menschen aus Münster auf dem Send, um des Opfers der Messerattacke zu gedenken.

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe zündete am Tatort am Sende eine Kerze an. Foto: Niklas Wieczorek

Send-Schausteller unter Schock

Selbst erfahrene Schausteller konnten sich an einen vergleichbaren Vorfall auf dem beliebten Volksfest nicht erinnern. Der Schaustellerverband zeigte sich tief betroffen. „Wir sind schockiert, dass so etwas auf unserem Send passiert, auf einem Familienfest“, sagte Vorstandsmitglied Arno Heitmann in einer ersten Reaktion. Die Gedanken seien bei dem Opfer und den Angehörigen. Gut 30.000 Menschen waren den ganzen Samstag über auf dem gut besuchten Schlossplatz, auch am späten Samstagabend seien es noch Tausende gewesen, sagte Heitmann.

Anteilnahme im Internet und auf dem Schlossplatz

In den Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram war die Anteilnahme schon kurz nach Bekanntwerden der tödlichen Attacke groß. Bei Twitter trendete der Hashtag #Münster, auch das Wort Messer gehörte zu den meistgenutzten. Es gab aber auch viele Spekulationen, Vorverurteilungen oder Instrumentalisierungen in Bezug auf die Tat.

Auf dem Send haben Angehörige des Opfers Blumen, Kerzen und Karten niedergelegt. „Unendlich traurig. Deine Familie“ und „Wir werden Dich vermissen“ hieß es dort. „Wir sind fassungslos und erschüttert“, sagten einige Angehörige vor Ort in einer kurzen Reaktion.

Bestürzung auch bei der Polizei 

Münsters Polizeipräsientin Alexandra Dorndorf äußerte sich am Sonntag ebenfalls zu der Tat, während die Suche nach dem Täter weiter auf Hochtouren lief. „Die Tat, die gestern einem jungen Mann auf dem Send das Leben genommen hat, macht fassungslos. Unsere Gedanken sind beim Opfer und seinen Angehörigen, bei allen, die von diesem Geschehen betroffen sind“, sagte Dorndorf in einem Statement.

Währenddessen wurden immer mehr Details zu dem Vorfall veröffentlicht. „Wir haben unmittelbar nach der Tat Videoaufnahmen sichern können, die den Tatverdächtigen mit seinem Begleiter sowie die Tathandlung zeigen“, erklärte der Leiter der Mordkommission Kriminalhauptkommissar Heiner Olthuis am Sonntag.

Messerstich ins Herz – 31-Jähriger ist verblutet

Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt trat am Sonntagnachmittag (19. März) vor die Presse. Er erläuterte, dass das Opfer der Obduktion zufolge an einem einzigen Messerstich ins Herz gestorben sei. „Er ist verblutet.“ Zu den genaueren Hintergründen und Begleitumständen des Streits vor dem Messerstich sagte Botzenhardt nichts. Aber: „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Streit nicht von dem 31-Jährigen in irgendeiner Art und Weise provoziert worden ist.“

Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt gab am Nachmittag ein Pressestatement ab. Foto: Niklas Wieczorek

Zunächst keine Öffentlichkeitsfahndung im Send-Fall

Auch am Montagmorgen (20. März) war der Send-Täter weiter auf der Flucht. Die Polizei hatte bis zu diesem Zeitpunkt darauf verzichtet, sich mit einer Öffentlichkeitsfahndung an die Bevölkerung in Münster zu richten. Wie Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt erläuterte, könne eine öffentliche Fahndung nach dem Täter der nächste Schritt sein – dieser müsse jedoch zunächst erst von der Staatsanwaltschaft beantragt werden. 

„Eine Öffentlichkeitsfahndung ist mit Blick auf den Persönlichkeitsschutz das letzte Mittel, wenn alle anderen Ermittlungstätigkeiten ausgeschöpft sind“, stellte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt klar. Voraussetzungen sind unter anderem, dass die Straftat von erheblicher Bedeutung wie in diesem Fall sein muss, ein Gerichtsbeschluss und verwendbares Bildmaterial vorliegen.

Video in Kooperation mit dem WDR:

Polizei durchsucht Wohnung in Münster

Auch am Dienstagmorgen (21. März) war der Täter weiter flüchtig. Bei der Polizei waren nach Angaben von Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt allerdings bereits mehrere Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.

Noch am Montagabend haben Einsatzkräfte eine Wohnung in Münster durchsucht, den Tatverdächtigen dort allerdings nicht angetroffen. Sicherheitskreise gingen zu diesem Zeitpunkt nicht davon aus, dass sich der Tatverdächtige und sein Begleiter sich ins Ausland abgesetzt haben. Der Tatverdächtige vom Send soll wegen anderer Strafdelikte bereits in Erscheinung getreten sein. 

Polizei startet Öffentlichkeitsfahndung nach Yevgeni A.

Am Dienstagmittag wurde der nächste Schritt der Fahndung eingeleitet: Die Polizei Münster startete eine Öffentlichkeitsfahndung. Dringend tatverdächtig ist der 21-jährigen Yevgeni A., mit einem Foto wandten sich die Ermittler an die Bevölkerung. Noch am Montagabend hatte ein Richter Haftbefehl gegen Yevgeni A. erlassen.

Intensive Ermittlungen nach Zeugenhinweisen und die akribische Untersuchung des Tatorts hätten die Mordkommission auf die Spur des Mannes gebracht, sagte Leiter Frank Schneemann. Zunächst habe es einen konkreten Hinweis auf den Begleiter gegeben – dabei handelt es sich um den 24-jährigen Bruder des Tatverdächtigen. Auch die Videoaufnahmen hatten eine Rolle gespielt. „Die Auswertung der Videosequenzen, auf denen auch der Täter zu erkennen ist, bestätigten unseren Verdacht“, so Schneemann. Yevgeni A. ist laut gemeinsamer Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft kasachischer Staatsbürger.

Die Polizei suchte im Rahmen der Fahndung auch nach dem 24-jährigen Bruder des Tatverdächtigen. „Gegen ihn wird nicht ermittelt, aber er ist ein wichtiger Zeuge des Geschehens“, machte Botzenhardt deutlich.

Die Fahndung war auch im Straßenbild in Münster gut sichtbar: Augenzeugen berichteten am Dienstagnachmittag von einem großen Aufgebot an Polizei im Bereich Hauptbahnhof, Warendorfer und Wolbecker Straße.

Nähere Details über Yevgeni A. werden bekannt

Yevgeni A. ist für die Ermittler kein Unbekannter. Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt bestätigte unserer Redaktion, dass der Tatverdächtige nur auf Bewährung in Freiheit sei, nachdem er unter anderem wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilt worden. Das Urteil war im Jahr 2018 rechtskräftig geworden, bestätigte Botzenhardt. Der Verurteilung lägen Taten aus dem Jahr 2016 zugrunde. Diese Strafe sei im Jahr 2018 noch in eine weitere Verurteilung einbezogen worden. Die Gesamt-Jugendstrafe lag damit bei drei Jahren und vier Monaten. „Einen Teil dieser Jugendstrafe hat der Beschuldigte verbüßt; der Strafrest ist im Jahr 2021 zur Bewährung ausgesetzt worden“, sagte Botzenhardt. Die Bewährungszeit (drei Jahre) laufe aktuell noch.

Sicherheit auf dem Send wird Thema in Münster

Während Yevgeni A. weiter auf der Flucht war, wurden in Münster Forderungen nach einer Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes laut. Auch eine Einzäunung des Send-Bereichs aus Sicherheitsgründen wollte Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer nicht ausschließen.

Auch am Mittwochmorgen (22. März) war Yevgeni A. weiter auf der Flucht – an Tag vier nach der tödlichen Messerattacke. Das Bild, das die Polizei bei der Öffentlichkeitsfahndung herausgegeben hat, wurde in den sozialen Netzwerken unzählige Male geteilt. Sicherheitskreise gingen zu diesem Zeitpunkt weiter davon aus, dass Yevgeni A. weiter im Raum Münster/Münsterland ist und sich nicht ins Ausland abgesetzt hat.

Mutmaßlicher Messerstecher Yevgeni A. stellt sich

Doch am Mittwochvormittag dann die Wendung: Der mutmaßliche Messerstecher vom Send stellte sich der Polizei. Nach Informationen unserer Redaktion war er dabei in Begleitung eines Anwalts und seines 24-jährigen Bruders. Noch am Mittwoch wurde er wegen des Verdachts des Mordes einem Haftrichter vorgeführt. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Bevor sich der Tatverdächtige im Polizeipräsidium in Münster stellte, hatte der von ihm beauftragte Anwalt nach Informationen unserer Redaktion Kontakt zu den Ermittlungsbehörden aufgenommen. Das soll nach dem Beginn der Öffentlichkeitsfahndung am Dienstag geschehen sein. „Der Fahndungsdruck hat gewirkt“, sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt später in einem ersten Statement.

Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf

Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf dankte den beteiligten Ermittlern und Behörden für den schnellen Fahndungserfolg. „Weniger als hundert Stunden nach der Tat hat sich heute der Tatverdächtige gestellt. Dieser schnelle Erfolg ist der professionellen Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Münster zu verdanken“, sagte Dorndorf. Bei der Polizei spiele ein großes Team für den Erfolg eine Rolle. „Hierbei gilt es, kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn der Druck von außen hoch ist. Das ist gelungen“, so die Polizeipräsidentin.

Nur 400 Meter vom Tatort wird der mutmaßliche Messerstecher Yevgenij A. dem Haftrichter vorgeführt. Justizbeamte kommen aus der Tiefgarage des Gerichts, wo sie den Beschuldigten in Hand- und Fußfesseln in ein Fahrzeug gebracht haben. Foto: Oliver Werner

Auch der Schaustellerverband zeigte sich erleichtert, dass sich der Tatverdächtige der Polizei gestellt hatte. „Sehr gut, dass er gefasst ist“, sagte Vorstandsmitglied Arno Heitmann in einer ersten Reaktion. Die Gedanken seien bei dem Opfer und den Angehörigen.

Neue Details über Yevgeni A. werden öffentlich

Nach und nach drangen neue Einzelheiten aus dem Umfeld des Tatverdächtigen Yevgeni A. an die Öffentlichkeit. Der 21-Jährige lebte nach Informationen unserer Redaktion seit zwei Monaten im Hochhaus am münsterischen Hauptbahnhof. Er bewohnte dort ein möbliertes Appartement und arbeitete ganz in der Nähe. Der Mann habe einen ruhigen Eindruck hinterlassen, hieß es aus dem Umfeld. Die Mieterselbstauskunft und die Bonitätsprüfung im Vorfeld des Abschlusses des Mietvertrages seien einwandfrei gewesen.

Yevgeni A. kam 2005 als Kleinkind zusammen mit seiner Mutter und einem Bruder im Familiennachzug nach Deutschland. Ausländerrechtlich ist der Landkreis Osnabrück für ihn zuständig, der auch eine Ausweisungsverfügung gegen ihn erlassen hat. Dagegen allerdings ist eine Klage mit aufschiebender Wirkung vor dem Verwaltungsgericht Münster anhängig, deshalb war Yevgeni A. „nicht vollziehbar ausreisepflichtig“.

Spendenaktion für Hinterbliebene des Opfers

Die Trauer bei Familie und Freunden des Opfers ist ungebrochen. Auch in den sozialen Netzwerken wird des 31-Jährigen intensiv gedacht. Inzwischen wurde auf der gemeinnützigen Plattform „betterplace.me“ eine Spendenaktion initiiert, über die Geld für die Hinterbliebenen des Opfers des tödlichen Messerangriffs gesammelt wird. Der Spendenaufruf machte schnell die Runde in den Sozialen Netzwerken.

Reul: Debatte über schärferes Waffenrecht

Angesichts des Messerangriffs auf dem Send regte NRW-Innenminister Reul (CDU) eine Diskussion über ein schärferes Waffenrecht an. Hier sei der Bundesgesetzgeber gefordert. Für die Idee, bei Veranstaltungen grundsätzlich Waffenverbotszonen zu schaffen, sieht das NRW-Innenministerium hingegen keine Chance, berichtete die Rheinische Post.

Die Landespolitik befasste sich im Innenausschuss des Landtags mit dem Geschehen von Münster. Dort sagte Reul, die Veranstalter des Sends hätten sich vorschriftsmäßig verhalten. Es habe ein Sicherheitskonzept vorgelegen, nötige Absprachen seien getroffen worden. Es gebe keine Versäumnisse. Aber auch bei der besten Vorbereitung seien solche Taten nicht zu hundert Prozent auszuschließen, sagte er. Zu einer Debatte um eine Waffenverbotszone, wie es sie in Düsseldorf und Köln gibt, sagte der Minister, solche Zonen könne man nicht beliebig einführen. Es müsse sich um eine Art „Hotspot“ handeln. Beim Send habe es laut Polizei in der Vergangenheit keine häufigen besonderen Vorkommnisse gegeben. Verbotszonen müssten außerdem mit großem Aufwand kontrolliert werden.

Staatsanwaltschaft wird Tatverdächtigem Heimtücke vor

Die Staatsanwaltschaft Münster wirft dem nun wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Yevgeni A. vor, heimtückisch gehandelt zu haben. Der 21-jährige ­Beschuldigte soll den 31-jährigen Münsteraner auf dem Send unvermittelt – also vollkommen überraschend – angegriffen haben. „Bei diesem Messerstich soll der Beschuldigte eine tödliche Verletzung des 31-Jährigen wenigstens billigend in Kauf genommen haben“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Botzenhardt.

Neue Informationen zum Aufenthaltsstatus von Yevgeni A.

Nachdem sich Yevgeni A. nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Send gestellt hat, wurden neue Informationen zu seinem Aufenthaltsstatus bekannt. Der Tatverdächtige hält sich nach Behördenangaben dank einer befristeten Aufenthaltserlaubnis in Deutschland auf. Nach Informationen unserer Redaktion sollte diese wegen der von ihm in Deutschland verübten Straftaten nicht verlängert werden.

Emotionale Reaktionen nach der tödlichen Messerattacke

Michael Mertens, NRW-Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zeigte sich bestürzt über die Attacke auf dem Send. „Es ist tragisch, wenn ein Mensch in kürzester Zeit sein Leben verliert. Meine ersten Gedanken sind bei dem Opfer und seinen Angehörigen“, sagte er.

Mertens wies darauf hin, dass bei öffentlichen Veranstaltungen wie Volksfesten oder Sportveranstaltungen grundsätzlich bereits ein Waffenverbot gelte. Dieses sei in Paragraf 42 des Waffengesetzes geregelt. Dieses Verbot gelte auch für „Hieb- und Stoßwaffen“. „Das Pro­blem ist: Dieses Waffenverbot wird im Vorfeld der Veranstaltungen meist nicht ausreichend kommuniziert“, kritisierte Mertens. „Und natürlich müssen solche Waffenverbote auch stärker kontrolliert werden.“ In NRW ist nach der tödlichen Messerattacke vom Send in Münster eine Debatte über ein schärferes Waffengesetz sowie über Waffenverbotszonen entfacht.

Politiker reagieren auf tödlichen Send-Vorfall

Der Vorfall am Send in Münster löste auch in der Politik Entsetzen aus. Hendrik Wüst, Ministerpräsident von NRW, hat sich zu den Geschehnissen geäußert. „Die Nachricht vom tödlichen Messerangriff auf einen Besucher des Send in Münster macht fassungslos. Durch eine brutale Tat endet ein ausgelassenes Volksfest für viele Menschen im Schock. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck. Meine Gedanken sind bei der Familie des Opfers“, hieß es in einem Tweet des CDU-Politikers.

„Meine Gedanken sind bei dem Opfer und seinen Angehörigen und Lieben. Eine schreckliche Nachricht aus Münster“, schrieb Mona Neubaur, Wirtschaftsministerin von NRW, bei Twitter. Robin Korte, für die Grünen im Landtag vertreten und Sprecher der Fraktion in Münster, sprach von einem „schrecklichen Vorfall“ auf dem Send. „Unsere Anteilnahme und Gedanken sind bei dem Getöteten, seiner Familie, seinen Kindern. Hoffentlich wird der Täter schnell gefasst.“

„Der tödliche Messerangriff auf dem Send in Münster ist eine schreckliche und traurige Nachricht. Wichtig ist nun, dass diese Tat vollständig aufgeklärt wird“, äußerte sich Josefine Paul bei Twitter zum Vorfall von Samstag. Die Grüne Familienministerin von NRW sprach den Angehörigen des Opfers ebenfalls ihr Mitgefühl aus.

Auch der Coesfelder Henning Höne, für die FDP im Düsseldorfer Landtag, sprach den Angehörigen des Opfers aus Münster sein Mitgefühl aus. „Es ist richtig, den Send vorzeitig zu beenden. Mein Dank gilt den Einsatzkräften“, fügte er zudem an.

Münsters Lokalpolitiker äußern Mitgefühl

Lokale Politiker aus Münster nahmen ebenfalls Anteil an den Geschehnissen am Send. „Ich war gestern Nachmittag/Abend selbst noch mit den Kindern auf dem Send und machte unbeschwerte Fotos. Jetzt das. Traurig. Erschreckend. Die Gedanken sind bei der Familie des Opfers. Richtig, wenn der Send heute nicht fortgeführt wird …“, twitterte Jörg Berens, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion in Münster. Auch Christoph Kattentidt von der Grünen-Fraktion hielt die Entscheidung, den Send in Münster abzubrechen, für richtig.

Maria Salinas, Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster

Maria Salinas, Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Münster, äußerte sich ebenfalls zur tödlichen Messerattacke auf dem Send. „Der Tod des Familienvaters auf dem Send ist unfassbar. Mein tiefstes Mitgefühl mit der betroffenen Familie. Der tragische Tod auf dem Send ist eine unfassbare Tragödie, in erster Linie für die Familie und Freunde der Betroffene und die zweite für unsere Stadt und damit, alle, die hier leben“, sagte sie in einem Statement.

Zudem kritisierte sie, dass im Zuge der Messerattacke auf dem Send Hetze gegen Migrantinnen und Migranten betrieben werde – insbesondere in den sozialen Medien. „Es steht nicht mal fest, ob es sich um einen Migranten handelt, aber es wird schon Hass gegen uns propagiert. Ein Täter ist eine Person. Nicht alle Menschen, deren Familie, Wohnort oder Herkunft sind Täter“, so Salinas weiter.

Blick auf die Kirmessen in der Region

Am Sonntagmorgen, wenige Stunden nach dem tödlichen Angriff, kamen vor allem viele Familien vergebens nach Münster zum Send. Die meisten hatten von den Ereignissen noch nichts erfahren. „Das ist natürlich happig und sehr traurig, dass so etwas in Münster passiert“, sagte Christian Kurz, der mit seinem zweijährigen Sohn Lenn in Münster war.

Christian Kurz hatte mit seinem Sohn Lenn einen Besuch beim Send am heutigen Sonntag geplant. Foto: Niklas Wieczorek

Lukas Nüßing (29) und Pia Ermann (25) aus Münster waren sich einig. „Absolut richtig, dass der Send abgesagt wurde. Ich hätte es komisch gefunden, wenn hier heute etwas gewesen wäre“, sagte Ermann. Nüßing hatte in der Nacht schon vom Vorfall gehört: „Ich habe es gestern auf einer Party schon von Freunden erfahren. Das kam irgendwie über Social Media.“

Lukas Nüßing und Pia Ermann halten die Send-Absage für die richtige Entscheidung. Foto: Niklas Wieczorek

Anteilnahme beim SCP-Heimspiel

Eine schöne Geste der Anteilnahme zeigten Mannschaft und Fans von Preußen Münster nach dem Abpfiff des Regionalligaspiels beim 1. FC Bocholt (2:1) am 25. März (Samstag). Mit einem Plakat in der Gästekurve gedachten sie des 31-jährigen Münsteraners, der eine Woche zuvor durch einen Messerstich auf dem Send getötet worden war. Er war Preußen-Fan und Stammgast im Stadion.

Zeichen der Anteilnahme beim SCP-Heimspiel eine Woche nach der tödlichen Messerattacke auf dem Send. Foto: Jürgen Peperhowe

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