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Messerangriff auf dem Send: Was über den Tatverdächtigen bekannt ist

Münster

Nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Send hat sich der 21-jährige Tatverdächtige nach einer Öffentlichkeitsfahndung der Polizei gestellt. Was wir über ihn wissen. 

Einsatzkräfte der Polizei sollen am Montagabend unter anderem die Wohnung des Tatverdächtigen in einem Hochhaus in der Nähe des Hauptbahnhofs in Münster durchsucht haben. Foto: Oliver Werner

Eins fällt auf: Die Bilder, mit denen die Mordkommission seit Dienstag nach dem mutmaßlichen Messerstecher vom Send öffentlich gefahndet hat, sind über­raschend scharf – und von der Polizei selbst fotografiert. Denn der 21-jährige Yevgeni A., der am vergangenen Samstagabend auf dem Send in Münster einen 31-jährigen Mann tödlich verletzt haben soll, ist in Polizeikreisen durchaus kein Unbekannter.

Am Mittwochvormittag hat sich der Tatverdächtige in Begleitung seines Anwalts der Polizei gestellt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Am Nachmittag wurde er wegen Mordverdachts einem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchungshaft an.

Was ist über den Tat­verdächtigen bekannt?

Der kasachische Staatsbürger Yevgeni A. lebt seit 2005 in Deutschland; damals kam er als Kleinkind mit seiner Mutter im Familiennachzug. In Münster ist er erst seit wenigen Wochen offiziell gemeldet. Ausländerrechtlich war für Yevgeni A. zuletzt der Landkreis Osnabrück zuständig, der auch eine Ausweisungsverfügung erlassen hat. Dagegen ist derzeit eine Klage mit aufschiebender Wirkung vor dem Verwaltungsgericht Münster anhängig. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist Yevgeni A. unter anderem wegen Körperverletzung vorbestraft. 2021 wurde er aus der Jugendhaft entlassen; seine Bewährungszeit ist noch nicht vorbei.

Was wird Yevgeni A. vorgeworfen?

Ein Richter erließ am Montagabend auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haft­befehl gegen den 21-Jährigen wegen Mordverdachts. Heimtücke ist eines der ­juristischen Mordmerkmale. Yevgeni A. soll am Samstagabend mit einem 31-jährigen Münsteraner vor einem Karussell auf dem Send in Streit geraten sein und dann mit einem Messer auf das Opfer eingestochen haben. Der Mann verblutete durch einen Stich ins Herz.

Was war der mögliche Auslöser für die Tat?

Da sehen die Ermittler noch nicht klar. Oberstaatsanwalt Botzenhardt äußert sich bislang nicht zu Hintergründen und Begleitumständen der Tat. Für Berichte von einem Streit um Plätze in einem Karussell oder da­rüber, dass der 31-Jährige in einer Auseinandersetzung schlichten wollte, gibt es keine Bestätigung. Die Staats­anwaltschaft kann solche Vermutungen bislang nicht aus den Zeugenaussagen ableiten. Allerdings: „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Streit nicht von dem 31-Jährigen in irgendeiner Art und Weise provoziert worden ist“, so Botzenhardt.

Wie ist die Mord­kommission auf die Spur des Tatverdächtigen gekommen?

Die Mordkommission hatte nach nur wenigen Tagen einen konkreten Tatverdächtigen, den sie sucht. Es hatte einen konkreten Hinweis auf seinen Begleiter auf dem Send, den 24-jährigen Bruder, gegeben. „Die Auswertung der Videosequenzen, auf denen auch der Täter zu erkennen ist, bestätigten unseren Verdacht“, so der Leiter der Mordkommission, Frank Schneemann. Schausteller hatten Handyaufnahmen zur Verfügung gestellt.

Kam die ­Öffentlichkeitsfahndung zu spät?

Am Dienstag hatte ein Richter der wegen des Schutzes der Persönlichkeitsrechte durchaus seltenen Öffentlichkeitsfahndung mit Bildern des Tatverdächtigen zugestimmt. Warum so spät? Zuvor waren die rechtlichen Voraussetzungen laut Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt nicht gegeben, weil die Ermittler andere konkrete Ermittlungsansätze hatten. Auch ohne öffent­liche Bilder identifizierten sie nach nur wenigen Tagen den mutmaßlichen Täter. Danach lief die Öffentlichkeitsfahndung auf Hochtouren. Sie diente der Ermittlung des Aufenthaltsortes des Beschuldigten.

Videobeitrag in Kooperation mit dem WDR

Wird gegen den Bruder ermittelt?

Nein. Yevgeni A. war auf dem Send in Begleitung seines 24-jährigen Bruders, der aber mit der eigentlichen Tat nicht in Verbindung steht. Trotzdem sucht die Polizei ihn im Rahmen der Fahndung. „Gegen ihn wird nicht ermittelt, aber er ist ein wichtiger Zeuge des Ge­schehens“, sagt Botzenhardt.

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