Antisemitismus-Streit
Sharon Fehr antwortet AfD mit offenem Brief
Münster
Auch am dritten Tag kommt keine Ruhe in die Angelegenheit. Auf eine Nachricht von AfD-Kreissprecher Helmut Birke reagierte Sharon Fehr nun mit einem offenen Brief.
Der verbale Schlagabtausch zwischen der AfD und Sharon Fehr, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Münster, geht weiter. In einer Mail habe sich Helmut Birke, Sprecher des AfD-Kreisverbands, an ihn gewandt, verriet Fehr unserer Zeitung am Donnerstag. Darin schreibe Birke unter anderem, dass er es begrüße, dass Fehr versucht habe, Kontakt zur AfD-Ratsgruppe herzustellen. Außerdem lädt Birke Fehr ein, doch gemeinsam an einem Deutschland zu arbeiten, in dem man tatsächlich gut und gerne lebe.
Doch Sharon Fehr ist ganz offenbar nicht gewillt, sich mit der rechtspopulistischen Partei einzulassen. In einem offenen Brief, der auf der Seite der Jüdischen Gemeinde nachzulesen ist, geht er auf Birkes Schreiben ein – und lässt dabei kein gutes Haar an der Partei und ihren Zielen.
Vorwurf Volksverhetzung: Hunderte Strafanzeigen gegen AfD-Politikerin von Storch
Streit um von-Storch-Tweet: Sharon Fehr zofft sich mit AfD
Facebook-Streit schlägt hohe Wellen: Politik solidarisiert sich mit Fehr
Birke, so Fehr, verstehe ihn peinlich miss, wenn das AfD-Mitglied denke, Fehr habe auf der Facebookseite „Kontakt“ zur AfD-Ratsgruppe aufnehmen wollen. Es sei, so Fehr, lediglich der verwerfliche Tweet von AfD-Politikerin Beatrix von Storch gewesen, der ihn auf den Plan gerufen habe. Vielmehr wolle er Tacheles reden: „Die jüdischen Dachverbände in Deutschland und Frankreich lehnen eine Kooperation mit AfD und Front National ab. Warum? Sie, die AfD, hetzen gegen Muslime im Allgemeinen und gegen Flüchtlinge im Besonderen. Sie nutzen in Deutschland kein anderes Thema, um Ängste, um Neiddiskussionen zu entfachen.“ Selbst dann hätten die AfD-Sprücheklopfer nicht davon abgelassen, so Fehr, als die Zahl von Anschlägen auf Flüchtlingsheime gestiegen seien.
Außerdem mahnt Fehr die AfD, nicht länger eine „Opferrolle“ einzunehmen, während „Mitglieder Ihrer Partei sich verbal frech und ungezügelt verhalten, von „Umvolkung“ sprechen und damit an widerliche Verbalismen anknüpfen, die an die Schreckensjahre der barbarischen Nazizeit erinnern lassen.“
Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden
In die Netzdiskussion hat sich derweil auch Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, eingeschaltet. Sie schreibt mit Verweis auf unsere Berichterstattung: „Jüdischen Bürgern die Loyalität zum eigenen Heimatland abstreiten – das ist klassischer Antisemitismus, ein uraltes Ressentiment!“
Startseite