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Westfälischer Friedenspreis mit Joachim Gauck

So verlief die Ehrung von König Abdullah II von Jordanien in Münster

Wenige Augenblicke, bevor der Friedenspreis verliehen werden sollte, muss noch mal kurz der Hausmeister ran:

Stefan Werding

König Abdullah von Jordanien wurde am Samstag in Münster mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet. Foto: Jürgen Peperhowe

Damit die beiden Staatsoberhäupter König Abdullah von Jordanien und Bundespräsident Joachim Gauck in den Festsaal kommen konnten, musste er die klemmende Tür öffnen. Doch mit einem beherzten Griff war das Problem schnell gelöst, sodass vom Rathaus der Stadt Münster am Samstag gleich mehrere flammende Plädoyers für den Frieden in der Welt ausgesandt werden konnten.

König Abdullah von Jordanien hat am Samstag in Münster für ein weltweites, gemeinsames Handeln gegen Terror und für gegenseitigen Respekt, Zusammenarbeit und Frieden geworben. In seiner Dankesrede für den Westfälischen Friedenspreis, den er im münsterischen Rathaus erhalten hat, sagte er: „Die Menschlichkeit ist stark, unsere Werte sind sicher, solange alle Völker – egal welchen Glaubens – ihr Leben, ihre Rechte und Hoffnungen einbringen.“ Abdullah drückte seine „tiefe Bewunderung“ aus für Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Kampf gegen den Terror und das menschliche Elend, das er verursacht hat.

Bundespräsident Joachim Gauck sagte: „Wir werden alle einen Kampf um die Herzen und den Verstand der Menschen führen müssen.“ Dieser Kampf sei aber keiner zwischen Völkern, Gesellschaften und Religionen, sondern einer „zwischen den Gemäßigten, Moderaten aller Glaubensrichtungen gegen Extremisten in allen Religionen.“ Dafür brauche es Menschen wie den jordanischen König. Gauck sagte: „Der heute Preisträger könnte kaum würdiger sein.“ Er habe seinem Land den Frieden mit großem Geschick auch unter widrigsten Bedingungen erhalten. Er habe öffentlich Stellung gegen Gewalt bezogen, als er nach dem Angriff auf „Charlie Hebdo“ sofort nach Paris geeilt sei, sein Wort habe Gewicht bei Muslimen in aller Welt. Das habe er genutzt, um im Nahost-Konflikt immer wieder zu vermitteln.

Auch wenn die Augen der prominenten Gäste vor allem auf König Abdullah und seine Frau Rania gerichtet waren – die Vertreter der ebenfalls mit dem Friedenspreis ausgezeichnete Jugendorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zeigten, wie die Arbeit für den Frieden praktisch geht: So hat Sally Eshun freiwillig ein Jahr in einem Altenheim in Tel Aviv gearbeitet, mit alten Menschen gemalt und Karten gespielt, die aus allen Teilen der Welt nach Israel gekommen sind. Einige von ihnen, die den Holocaust überlebt haben, hätten durchaus skeptisch auf die junge Deutsche reagiert, erzählte sie Gästen im Rathausfestsaal. „Aber der Dialog hat das bereinigt,“ beschrieb die junge Frau auf der Bühne. Und David Sustzkowski, der angesichts der Auszeichnung nach eigenen Worten „sprachlos“ auf der Bühne stand, ist froh, im niederländischen Amersfoort ein Jahr lang für Obdachlose Duschgel und frische Handtücher bereitgelegt zu haben. „Diese Erfahrungen werden mich nicht mehr loslassen“, sagt er am Samstag.

So ähnlich geht es auch dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Thomas Oppermann, der selbst seinen Zivildienst für die Aktion Sühnezeichen in den USA verbracht hat und die Laudatio auf den Verein hielt. Im Gepäck hat er die Erkenntnis, dass „soziale Gerechtigkeit nicht von selbst entsteht. Sie kommt immer durch politische Einmischung.“ Nichts habe ihn auf seinem Weg in die Politik so stark geprägt wie seine Zeit als Freiwilliger bei der Aktion Sühnezeichen.

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