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Interview mit Nathan Gray

Songs mit Leidenschaft und Tiefe

Münster

Als Frontmann der Posthardcore-Band Boysetsfire schlägt Nathan Gray eher härtere Töne an. Jetzt hat sich der 45-Jährige einen langgehegten Wunsch erfüllt und ein Soloalbum aufgenommen. Am 5. Februar spielt er sein bereits ausverkauftes Konzert in der Pension Schmidt. 

Carsten Vogel

Nathan Gray ist vor allem als Frontmann der Band Boysetsfire bekannt. Im Januar veröffentlicht er ein Soloalbum und geht damit auf Tour. Foto: Uncle M

Eine Frage, die ich vor Kurzem Joey Cape von Lagwagon gestellt habe. Aber mich würde deine Meinung interessieren: Warum klingen Soloalben von Punk- oder Metalband-Sängern völlig anders als ihre Bandalben?

Nathan Gray: Der Punkt ist, dass ich etwas nur für mich machen kann. Es klingt nicht anders, weil ich älter oder milder geworden bin, sondern weil ich limitiert auf mich und meine Gitarre bin.

Warum kommt dein Soloalbum erst jetzt? Hattest du früher keine Gelegenheit, oder hast du dich nicht getraut?

Gray: Das Album meiner Band Casting Out war eigentlich als Soloplatte geplant. Aber um ehrlich zu sein: Ich habe damals gekniffen (lacht). Ich hatte Angst, mich musikalisch zu sehr zu entblößen. Ein paar der Songs habe ich jetzt in ihrer ursprünglich vorgesehen Version neu aufgenommen.

Bist du nervöser, wenn du alleine auf der Bühne stehst?

Gray: Anfangs definitiv, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Wie werden deine Fans oder Posthardcore-Hörer auf das Album reagieren? Immerhin ist deine Solotour nahezu komplett ausverkauft.

Gray: Ich bin völlig überrascht, dass das so gut gelaufen ist. Fans von Boysetsfire und Casting Out dürfte das Album gefallen, da es musikalisch nicht weit davon entfernt ist. Anders als bei meinem Bandprojekt „I Am Heresy“, mit dem ich etwas anderes versucht habe. Viele werden aber allein deshalb glücklich sein, weil sie einfach meine Lyrics und meine Stimme hören wollen. Ich versuche, sowohl auf dem Album als auch auf der Tour zwischen akustischer und elektrisch verzerrter Gitarre zu variieren.

Vermutlich sind deine Fans auch mit dir zusammen älter geworden...

Gray: Ja, das ist etwas Großartiges. Wenn man älter wird, schreibt man tatsächlich persönlichere Songtexte. Wenn man jung ist, möchte man laute Gitarren hören (lacht).

Deine Stimme hat mich auf „Feral Hymns“ an Michael Stipe von R.E.M. erinnert. Ist das wegen der langsameren Songs oder wegen der Produktion?

Gray: Ich glaube, dass die Klangfarbe einer Stimme sich mit dem Älterwerden verändert. Wenn ich heute frühere Alben anhöre, stelle ich fest, dass ich in einer höheren Tonlage gesungen habe. Hinzu kommt, dass ich ja selbst die Gitarre spiele und versuche, meinen Gesang darauf abzustimmen.

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Das Konzert von Nathan Gray am 5. Februar in der Pension Schmidt ist bereits ausverkauft. Seine Band Boysetsfire spielt aber auch am 30. Juni 2018 auf dem Vainstream Rockfest 2018. Karten gibt es hier.

Manchmal hat das etwas von Johnny Cash, der „One“ von U2 singt oder „Hurt“ von Nine Inch Nails...

Gray: Oh, vielen Dank. Das sind großartige Versionen.

Glaubst du, dass diese abgespeckten Versionen der Songs erst verdeutlichen, wie gut sie wirklich sind?

Gray: Auf jeden Fall. Nimm als Beispiel mal den Song „Across Five Years“ (vom Boysetsfire-Album „After the Eulogy“, 2000). Ich will nicht sagen, dass es der große Hit gewesen ist. Aber wenn man ihn so reduziert, wie ich es jetzt auf dem Solo-Album gemacht habe, dann hört man die Leidenschaft und Tiefe viel deutlicher heraus. Ich habe ihn einigen Leute vorgespielt und die meinten, dass sie ihn jetzt erst richtig erfassen könnten. Beim Konzert spiele ich noch weitere Songs von Boysetsfire in anderen Versionen wie „Phone Call 4am“ und „Fall From Grace“.

Es sind auch Streicher mit auf dem Album. Wer hat die geschrieben, und wie willst du das live darstellen?

Gray: Die ursprüngliche Version von „Alone“ zum Beispiel ist Cello, Gitarre und ich. Das Cello spielt Alice, eine Freundin, die ich seit mindestens zehn Jahren kenne. Mit ihr habe ich auch schon bei Casting Out und Boysetsfire zusammengearbeitet. Aber für das Soloalbum habe ich bewusst auf Schlagzeug und zu viele Instrumente verzichtet, weil Leute sonst erwarten, dass ich es live genauso rüberbringe. Auf dieser Tour nehme ich nur meine Gitarre mit, aber ich überlege bereits für künftige Konzerte, mich von Piano und Cello begleiten zu lassen.

Ebenfalls im Februar gibt es das „Family First Festival 2018“ von Boysetsfire in Köln. Mit Dave Hause, Fjørt und anderen. Was können wir da erwarten?

Gray: Ich denke, es wird viel Spaß geben. Wie immer, wenn Boysetsfire spielen, erwarte ich eine große Party (lacht).

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