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Ethnologen arbeiten in der Turnhalle

Sport für die Völkerverständigung

Münster

Lagori? Gayado? In Indien und Peru sind das Sportarten, die so populär sind wie hierzulande Fußball oder Tennis. In der Turnhalle der Realschule im Kreuzviertel haben Münsteraner sie am Sonntag ausprobiert.

Timo Frahm

Das peruanische Gayado Spiel machte auch in der Turnahelle im Kreuzviertel viel Spaß. Foto: Matthias Ahlke

Zehn junge Menschen stehen im Kreis um einen Turm aus flachen Steinen. Spannung liegt in der Luft. Plötzlich wirft eine Spielerin einen Tennisball auf den Turm. Dieser fällt in sich zusammen, es bricht Hektik aus – die Spieler rennen um den Turm herum, manche werfen sich gegenseitig mit Bällen ab, während einer versucht, den Turm wiederaufzubauen.

Diese chaotische Situation ereignet sich am Sonntag auf einer Ethnosport-Veranstaltung im Kreuzviertel. Was Ethnosport ist, erklärt Dr. Malte Wulfinghoff. Der 36-Jährige ist Lehrbeauftragter am Institut für Ethnologie der WWU: „Es gibt Sportarten, die einen besonderen Bezug zu Geschichte und Kultur einer Ethnie haben.“

Sportarten von Südamerika bis Indien

Anhand von Ethnosportarten könne man Werte und Identität einer ganzen Nation erkennen. Genau darum geht es Wulfinghoff: „Wir wollen Sport als Medium nutzen, um den Teilnehmern fremde Kulturen näherzubringen.“

Vertreten sind Sportarten von Südamerika bis Indien. Die 20 Teilnehmer, die sich über die Volkshochschule für die Veranstaltung angemeldet haben, bekommen vor jedem Spiel einen theoretischen Einblick in die Tradition der Sportart von Studenten der Ethnologie.

Denn das Programm ist im Rahmen eines universitären Seminars entstanden. Die Studierenden befassen sich seit rund drei Monaten mit Ethnosport, erkunden verschiedene Sportarten und entwickeln das Programm für die Veranstaltung.

Lagori: Sportart mit Turm aus flachen Steinen

Ausgewählt wurden die Sportarten vor allem nach dem Kriterium der Umsetzbarkeit, wie Torben Skibbe erklärt: „Es gibt einen schottischen Volkssport, bei dem ein meterlanger Baumstamm in die Luft geworfen wird und sich dabei um sich selbst dreht. Das können wir in der Sporthalle der Realschule im Kreuzviertel natürlich nicht machen.“

Der 26-jährige Ethnologie-Student und Seminarteilnehmer ergänzt: „Und wir wollten natürlich Sportarten, die jeder schnell lernen kann. Schließlich sollen die kulturbegeisterten Teilnehmer auch ihren Spaß an der Sache haben.“

Den hatten sie augenscheinlich vor allem beim Lagori, der indischen Sportart mit dem Turm aus flachen Steinen. Wulfinghoff erklärt: „Lagori wird in Indien von allen gespielt – ganz egal ob Junge oder Mädchen, jung oder alt, arm oder reich.“ Besonders in einer Klassengesellschaft wie der indischen sei dies bemerkenswert. „Und Spaß macht es obendrein auch“, ergänzt Pia Bünger. D

ie 21-Jährige studiert in Münster und empfindet die Ethnosport-Veranstaltung als „sowohl interessanten als auch spaßigen Ausgleich zur aktuell sehr anstrengenden Klausurenphase in der Uni.“

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